Viel wird heute diskutiert über die vermeintlichen zwei Welten des Virtuellen und des Realen. Dabei ist für mich persönlich das ein völliger Blödsinn, da ich ja nicht in der virtuellen Welt nur mit Computern spreche, sondern mit realen Menschen, die ich dann meist in der Realität treffe. Für mich ist die vermeintlich virtuelle Welt ein weiterer Kommunikationskanal in der realen Welt wie auch Brief, Telefon und das Gespräch.
Wo ich aber immer häufiger eine Diskrepanz sehe ist zwischen der realen Alltagswelt der Menschen und der sehr künstlichen Welt im Büro. Und dabei meine ich noch nicht einmal die personelle Zusammensetzung, die gelegentlich auch dazu führt, dass Menschen zusammenarbeiten müssen, die sich im Alltag ganz weit aus dem Weg gehen würden. Es ist vielmehr die immer noch gegebene Surrealität, dass viele noch immer zu erwarten scheinen, dass jeder, der zur Abeit geht, am Eingang seine Persönlichkeit abgibt und zur Arbeiterdrohne wird. Eigenarten, wie sie jede Person hat, versuchen viele Unternehmen immer noch mit Hilfe von Seminaren abzutrainieren, völlig ignorierend dass es oft gerade die Vielfalt der Persönlichkeiten ist, die ein Team voran bringt. Zudem wird eigentlich immer nur der arbeitswillige, extrovertierte, stets fröhliche, stressresistente und eigentlich nur für die Arbeit lebende Menschentyp propagiert. Die meisten Initiativen in Richtung Work Life Balance sind nur ein versteckter Wunsch, dass der Mitarbeiter sich bitte auch in seiner Freizeit für den Beruf fit zu halten habe.
Zudem geschieht es selten, dass ein Büroarbeitsumfeld wie bei Startups den persönlichen Bedürfnissen des Mitarbeiters angepasst wird, meist ist es eher anders herum. Da werden Ergonomienormen aufgestülpt, die dann vielleicht einem Teil gerecht werden, viele andere aber behindern.
Wir sollten vielleicht weniger über die angebliche Flucht der Menschen in die virtuellen Welten klagen, als über die teilweise surrealen Regelungen, die Menschen in der Arbeitswelt in ein ganz bestimmtes Korsett zwingen, das den wenigsten wirklich passt.
Ich bin mir fast sicher, dass auch durch mehr Eingehen auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die wir nun mal alle sind, einiges an Burn out Risiko minimiert werden könnte. Jeder Mensch ist anders, bzw. ist es zumindest bis zum Werkstor. Danach hat er eine einheitliche, normierte Humanressource zu sein. Woran viele krank werden und manche, leider meist die größten Talente gar zerbrechen.