„Hey Mister Sandman, bring me a dream“
Alleine. Ruhe, Verabschiedung von Social Media für die so geringe Dauer von drei Wochen Urlaub. Unerwartet kommen da die eigenen, die dunkleren Gedanken zu Besuch.
Meine Droge der Wahl, um sie in Schach zu halten: Beschäftigung, Beschäftigung mit neuem. Etwas, das den dunklen, sich um sich selbst drehenden Verstand in Besitz nimmt, ablenkt, einlullt. Was im „normalen “ Alltag durchaus funktioniert, hält in einer Ruhephase gerade so über dem gedanklichen Treibsand. Dennoch, die Pause, die Auszeit ist wichtig. Um zu sortieren, um das eigene Erleben und die eigenen Prioritäten neu zu ordnen.
Nur warten in dunklen Tagen, in schwarzen Momenten die Sorgen, die überwältigenden Sorgen, die Flut dunkler überwältigender Sorgen. Nicht dass ich sie definieren und in eine gedankliche Sperrzone verdrängen könnte. Sie klopfen beständig an, erst leise, dann wieder lauter. Die Baustelle vor dem Haus setzt sich gedanklich in mir fort. Das Sorgen, ob der Schaden behoben werden kann, heißt für meine Seele ob die vielen Risse und Wunden dauerhaft verschlossen bleiben werden.
Eine kleine Unterbrechung, eine Medizin für gute Gedanken: Dreharbeiten zu einem Bericht über meine Geschichte. Sie zwingen, zu reflektieren, Geschehenes noch mal zu betrachten, zu bewerten und das Unglaubliche, das Unvorstellbare neu zu entdecken. Überlebt, neu gelebt, wieder gelebt. Ein zweites Leben geschenkt bekommen haben und dennoch die dunklen Begleiter stets an der Seite zu haben. Ich habe eine Geschichte zu erzählen und mein größter Wunsch und Antrieb, sie immer wieder in den Medien und auf Bühnen zu erzählen? Sie hilft mir, mich selbst zu hinterfragen. Und mag eventuell den einen oder die andere dazu bewegen, früher Hilfe anzunehmen als ich das tat. Um den Riss in der Seele rechtzeitig zu kitten bevor daraus ein gähnender Abgrund entsteht.
Ruhe von Social Media soll dabei helfen, aber die Worte wollen raus. Dann eben im Blog. Mein Tagebuch, mein stiller Begleiter bei der Navigation durch das stürmische Meer der Sorgen und Ängste.
Schreiben ist mein Schwert, mit dem ich den Jabberwocky besiege oder wenn nicht dies gelingt, so doch die unmöglichen Dinge denken, die mich aus dem Mahlstrom der Traurigkeit retten können, mich zwar nicht heilen, aber zumindest mit dem Seil der unmöglichen Gedanken aus dem Tal meiner Ängste und Depressionen holen.
Letztlich ist man mit seiner Gedankenwelt IMMER alleine. Und vieles, was gedanklichen Treibsand erzeugt, ist nicht real und sperrt einen dennoch ein. Dann ist es gut, jemanden zu haben, der die Hand reicht, um einen vor dem Versinken zu retten.
Schreiben…schreiben….schreiben. Auf dass ich mich aus meinen eigenen Gedankenabgründen herausholen kann. Dass es gelingt, keine Garantie. Aber es sind schon andere unmögliche Dinge in meinem Leben war geworden.
”Das kann ich nicht glauben!” sagte Alice.
”Nein?” sagte die Königin mitleidig ”Versuch es noch einmal: tief Luft holen, Augen zu…”
Alice lachte. ”Ich brauch es gar nicht zu versuchen,” sagte sie.
”Etwas Unmögliches kann man nicht glauben.”
”Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben”, sagte die Königin.
”In deinem Alter habe ich täglich eine halbe Stunde darauf verwendet.
Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt.”
(Lewis Carroll, aus: Alice hinter den Spiegeln)