Tot in meiner kleinen Welt

Die lauten Menschen ängstigen mich. Nicht deren Geräusche, sondern deren Seelen. Sie sind so fordernd, so intolerant. Du wirst gepresst in Schablonen, in Schaufenster, in denen sie deine Seele exponieren, den anderen Lauten dein innerstes auf dem Seziertisch servieren und kein stilles Stück an dir lassen.
Es gab eine Zeit, da wünschte ich mir tot zu sein. Nicht im physischen, nicht im körperlichen Sinne. Tot in den Gedanken und Erinnerungen der Treiber und der Jäger.
Ich wollte meine parallele Welt verstecken, verheimlichen, den anderen, den Grässlichen, den Lauten den Zugang verwehren.
Nur meine stillen Freunde, die ihre Welten nicht vor sich her, sondern tief in sich vergraben tragen, sie sollten mein Besuch, meine Gäste sein am Bankett der Stille.
Ich würde sie vor dem Kamin versammeln, ein wärmendes Feuer, dass Seelen und Fantasien öffnet sollte uns in die Welt der kleinen Geschichten und stillen Abenteuer tragen.
Aber immer wieder werden meine Träume zerstört, brüllt man meine Gedanken nieder mit dem dröhnenden Donner des scheinbar Normalen.
Immer wieder fühle ich mich getrieben von den Lauten. Gejagt, in die Ecke gedrängt. Aber nach und nach finde ich Verbündete. Gebrochene, stille, wundervolle Seelen, die an der lauten, grellen, dummen Welt leiden und manches mal zu Grunde gehen.
Sie werde ich in mein Refugium bitten, wir werden Mauern aus Büchern, aus Geschichten, aus stillen Momenten errichten. Und wir werden gemeinsam sein, nicht allein. Gemeinschaft ist nicht laut. Gemeinschaft ist still aber stabil, schön, sensibel und sicher. Dann wird sich das Laute der Lächerlichkeit preis geben.
Wir werden triumphieren. In unserer stillen Welt. In der Welt derer, deren Gedanken manchmal lauter sind, als alle Worte der brüllenden tumben Riesen da draußen.