Barcamp Heilbronn trifft KI-Salon nicht ganz

Das Fragezeichen hatte für mich zwei Konnotationen

Es war ein Near Miss. Nicht der übliche Organisator des Barcamp Heilbronn, nicht der übliche Zeitrahmen am Samstag (und oft auch Sonntag alleine der Fülle an Teilnehmern und Sessiongebern geschuldet) und nicht die üblichen Rituale eines Barcamps haben dafür gesorgt, dass ich dieses Mal nicht wirkliches Barcamp Feeling gespürt habe.

Es war interessant, durchaus. Mein Studium der KI liegt mittlerweile 30 Jahre zurück und das war mein erster Kontakt mit dem Thema KI im Hochschulumfeld seither.

Checkin

 

Es gab aber einige Punkte, die das Barcamp nicht wirklich haben „abheben“ lassen. Es wurden einige Barcamp Prinzipien nicht gelebt. Schon vor der Vorstellungsrunde waren Zeitslots mit Themen belegt. Die Vorstellungsrunde fiel komplett aus, lediglich eine Firma stellte sich kurz vor. Twitter viel komplett aus. Nur @derexperte und ich berichteten überhaupt stringent auf Social Media über das Event. Meine Söhne besuchten genau eine Session, die Auswahl war einfach zu klein und oft war das Thema eher an der Oberfläche. Gut war der Austausch mit Teilnehmern und auch der eine oder andere Stand. Aber ich hätte mir deutlich mehr Auswahl bei den Sessions gewünscht (etwas, bei dem ich normalerweise auf Barcamps eher unter der Qual der Wahl leide).

Warten auf den Beginn des Barcamps

Meine Jungs besuchten genau eine Session von insgesamt 4 Session Slots und auch die beiden merkten an, dass das letzte „richtige“ Barcamp Heilbronn deutlich besser war. Selbst ich nahm nur an zwei der vier Slots teil und lediglich ein Slot war wirklich inhaltlich spannend. Ansonsten hatte man das Gefühl, alle sind noch auf der Suche WAS denn nun mit KI Technologien machbar ist bzw. wo der Nutzen liegt. ChatGPT wurde eher wie etwas komplett neues betrachtet, was mich leicht amüsiert hat, da ich schon vor dreißig Jahren die grundlegenden Techniken erforscht habe und wir eher dank Big Data heute die Erkenntnisse von damals in großem Maßstab und mit der nötigen Rechenpower realisieren können. Es ist ein bisschen wie mit Schach. Oft sind auch heute noch die Lösungen, die aus der aktuellen KI Technologie entstehen mehr Brute Force und WARUM ein System diese oder jene Lösung liefert, ist schwer nachzuvollziehen, was oft auch in der Natur der angewendeten Technologie liegt (spannend in diesem Kontext, dass ich kaum etwas über die Schlagworte Neuronale Netze, Big Data, Lernalgorithmen oder ähnliches gehört habe. Es war eher ein Treffen von Anwendern denn von Entwicklern)

Wie man sieht fehlt die Vorstellungsrunde und die schon geringen 4 Slots waren nach der Eröffnung nicht gänzlich befüllt.

Fazit: Sehr gut, dass das Thema KI aufgegriffen wurde. Besser wäre gewesen, das Barcamp Format wirklich zu leben. So waren zwar viele Themeninteressierte da, aber wenig Barcamp Aktive, die die Slots mit Leben gefüllt hätten.

Es fand schlicht der Grundgedanke eines Barcamps nicht wirklich statt. Menschen kennenlernen (schwer, ohne die Vorstellungsrunde mit den Hashtags und dem Namen)  und viel zu wenige Sessiongeber. Ich gestehe, selbst ich hatte dieses Mal nicht den Antrieb, eine Session zu halten, einfach, weil die Atmosphäre so „fremd“ war. Es wirkte eher wie eine KI Konferenz, allerdings fehlte dazu wieder der inhaltliche Tiefgang.

Marc, Jan und ich hoffen jetzt auf das Barcamp 2024 und ein Wiederaufleben des Originalformats Barcamp. Dieses Mal haben wir den Besuch vor dem vierten Sessionslot abgebrochen. Es war schön, wieder interessierte Menschen zu treffen, aber es war eben nicht wirklich ein Barcamp.