Das Wetter. Sicher ist es das Wetter. Sonne, dann Regen, dann Schnee, wobei, Sonne kann man eigentlich auch weglassen, also bleiben wir bei Regen und Schnee. Und dann natürlich auch wieder ein paar von diesen querschlagenden Gedanken, die einem die Stimmung mies machen wollen.
Heute Morgen hatte ich meine Depression ja eigentlich einkaufen geschickt und mich dann still und heimlich Richtung Büro verkrümelt. Aber irgendwie muss das Miststück das mitbekommen haben. Kaum hatte ich mir den ersten Kaffee geholt, schwupps, saß sie auf meinem Schreibtischstuhl, fuhr damit Karussell und verschob alle Buchstaben aufm Bildschirm.
„Muss das sein, hatten wir uns nicht heute Morgen auf nen Nichtangriffspakt geeinigt?“ Ich blickte meine Depression genervt an. Die flötete aber nur: „Du hast nix vom Büro gesagt. Und hier isses schön warm und ich kann dir so einfach Stress machen.“
„Na danke schön, war ja klar. Du bist echt so ein Ekel manchmal.“
„Und du ganz schön nachtragend. Dabei lass ich dich doch die meiste Zeit in Ruhe.“
Klar, tut sie, am häufigsten, wenn ich schlafe.
„Hör mal, wenigstens hier kannst du dich mal zurückhalten. War gerade am mich konzentrieren.“
„Du, konzentrieren.“ Meine Depression kichert sich eins. „Hast du mich da um Erlaubnis gefragt?“
„Nu is aber mal gut. Hast du um Erlaubnis gefragt, hier aufzutauchen?“
Jetzt schmollt meine Depression. Ich weiß, sie ist nachtragend und ihr ist klar, dass sie im Büro nix verloren hat.
„Also sieh zu, dass du Land gewinnst. Sonst setz ich mir eine von meinen Masken auf, und du weißt, was dann passiert.“
Ha, jetzt hab ich sie.
„Schon gut, ich verzieh mich ja, aber dafür darf ich heute Abend raus.“
„Deal.“ Wenigstens in Ruhe arbeiten will ich dürfen. „Also los, verpiss dich, und tauch mir hier nicht mehr auf, ist das klar?“
„In Ordnung.“ Meine Depression verwuschelt noch mal alles auf dem Schreibtisch, dann isse weg.
Aber ich weiß eins:
Heute Abend. Ohne Maske. Da wird sie an der Haustür mit der dicken Stimmungskeule warten und dann is für mich erst mal wieder Schicht im Schacht. Bis zum Schlafen. Da isses ihr dann meist zu langweilig und sie ruft ihre Kumpels „schlechter Traum“ und seinen bösen Zwilling „Albtraum“.
Na dann. Gute Nacht.