Ein Jahr älter heißt ein Jahr alt

karte
Danke Konny, für diese absolut tolle Karte 😉

Ich hatte Gestern Geburtstag. Ja, Gestern. Ich sehe schon meine Freunde (hab ich eigentlich welche?) und meine Bekannten zu ihren digitalen oder analogen Zeitdokumentiereinheiten aka Kalendern rennen, nachsehen und protestieren, ne du, Moment, du hast da was nicht ganz richtig (aha, er spinnt wieder).

Doch ihr Lieben: Der 5. Februar wird fürderhin mein zweiter Geburtstagstag sein. Denn an dem Tag hab ich 2015 versucht, mir das Leben zu nehmen. Hörbares Atmen, große Augen. Ja, ich wollte Suizid begehen, ich trau mich das zu sagen, auch wenn es wohl in unserer Gesellschaft fast noch ein größeres Stigma und zu verschweigendes Thema ist als die Depression, die mir grade Gott sei Dank mal nicht auf dem Schoß sitzt oder die Nerven geht.

Nein, ich bin da überhaupt nicht stolz drauf und ja, ich weiß heute, warum es passiert ist. Meine Angststörung und Depression ist da eindeutig Hauptschuldiger. Aber auch unglückliche, sehr unglückliche Gespräche haben mich damals über die Klippe geschubst. Na ja, eher getreten. Oder eigentlich katapultiert.

strauss
Der Strauß war weder für meine Depression, noch für mich. Den hat sich so eindeutig meine Lebensretterin und tollste Ehefrau von allen Sibylle verdient.

Die 26 Wochen danach in verschiedenen Klapsen (ja, ich verwende solche Begriffe, schon deshalb, weil es für mich das ganze weniger klinisch ernst macht) haben mir einiges an Erkenntnissen und vor allem ein paar tolle, neue Menschen gebracht. So gesehen. Ja, ich habe Freunde. Und im positiven Sinne ganz schön irre Freunde noch dazu.

Ich habe gelernt, wo die echt wertvollen Menschen sind, oft in Therapie, weil sie mit dem Irrsinn, der sich Realität nennt, nicht mehr zurecht kommen. Und ich habe gelernt, dass man öfter gute Miene zum bescheuerten Spiel macht, als es einem gut tut. Meine Depression kenne ich jetzt persönlich und ich kann nur sagen, was für ein Arschloch.

Aber immerhin habe ich mein Leben wieder ein wenig mehr im Griff und kann ehrlich und offen erzählen, was mich wirklich bewegt, wer ich wirklich bin. Das alles verschweigen hat mich ja letztlich krank gemacht.  Und übrigens, ja, ich habe eine Depression, aber ich bin nicht depressiv. Meine Krankheit ist ein Teil von mir, aber ich bin  nicht sie.
Und ja, ich kann arbeiten, lieben, Sex haben (schwupps, 2/3 meiner Leser sind rot geworden), scheiße drauf sein, mich über was freuen, bloggen, Buch schreiben. Die Depression sitzt dabei und geht mir manchmal ganz schön auf den Sack. Aber die meiste Zeit haben meine lieben Tabletten und ich sie ganz gut im Griff.

Insofern. Happy birthday neues Leben, auf das mein zweiter Geburtstag mindestens im zwanziger Bereich landen werde.