Schon heute existiere ich eigentlich zweimal. Natürlich nicht als Person, aber wenn man versuchen würde, mich und meine täglichen Aktivitäten zu beobachten, würde man sicherlich sehr verwirrt sein.
Da werden Postings von mir im Blog veröffentlicht, ich schreibe für Silicon.de und poste auf Facebook, Google+ und Twitter. Gleichzeitig, würde man mich mit einer Kamera verfolgen, würde man feststellen, dass während meine digitalen Beiträge erscheinen ich sehr oft gar nicht im Internet bin.
Grund dafür ist das, was ich für einen weiteren Megatrend der nahen Zukunft halte. Mein Avatar im Netz, meine Werkzeugkiste an automatischen kleinen Werkzeugen, die mich virtuell existieren lassen, wo ich in der Realität eigentlich mit ganz anderem beschäftigt bin.
Dienste wie IFTTT, Buffer und die verschiedenen Möglichkeiten zeitlich getakterer Aktivitäten sind da nur der Anfang.
Ich wünsche mir noch viel mächtigere Tools, die es mir ermöglichen, quasi virtuell nach meinen Interessen das Netz durchforsten zu lassen, Informationen zu extrahieren und zusammengefasst mir bereitzustellen. Keine unrealistische Vision, denn Werkzeuge zur automatischen Textextraktion existieren schon seit längerem. Spannend wird das ganze aber erst dann, wenn virtuelle Agenten auf eigene Faust, gefüttert mit meinen Vorgaben im Netz nach Daten suchen und sie mir proaktiv liefern.
Vielleicht sind wir dann irgendwann so weit, dass ich nicht nur Artikel Abends zu hause schreibe und dann ein paar Tage später zu ganz anderer Zeit veröffentliche, sondern möglicherweise habe ich dann einen digitalen „Sidekick“, der für mich sogar einfache Zusammenfassungen schreiben und veröffentlichen kann. Gerade im Bereich der Berichte über neue Technologien oder Hardware kann ich mir das durchaus vorstellen.
Und weiter gedacht können solche Werkzeuge auch den Umgang mit den Online Informationen möglicherweise stark vereinfachen, wenn sie für mich das Netz durchforsten. Denn bislang wende ich schon bei meinen abendlichen Recherchen, eine oder mehrere Stunden für die Sammlung von Informationen und das Verfassen eines Berichts auf.
Das lässt sich meiner Ansicht nach in Zukunft stark vereinfachen. Dann bin ich möglicherweise häufiger der Lektor meiner Agentenautoren als wirklich der Autor selbst.
Oder ich kann, wenn ich beruflich ein Recherchefrage habe, meinen Netzagenten die Fragestellung mitgeben und erhalte nach einer gewissen Zeit eine Zusammenfassung der Erkenntnisse.
Übrigens wird dieser Artikel, den ich am 5.6. Abends gegen 20:45 geschrieben habe, am 18.6. um 12:15 laut automatisiertem Redaktionsplan erscheinen, während ich mit Kollegen in der Kantine beim Mittagstisch sitze…… Quod erat demonstrandum