Ein sehr schöner Text in der Süddeutschen brachte mich auf diesen Gedanken. In „Viel Lärm um nichts“ schreibt der Autor Alexander Hirschmann von der inhärenten Angst, irgendwann könne jemand aufstehen und ihm ins Gesicht sagen: „Du kannst nichts, du tust nur so.“
Auch wenn ich diese Angst auf den ersten Blick ziemlich merkwürdig fand, sind mir doch einige Punkte eingefallen, die wir alle, die wir nicht in direkt etwas produzierenden Berufen tätig sind, uns immer wieder ins Gedächtnis rufen sollten.
Ein Schreiner, ein Maler, ja selbst ein Musiker haben etwas, das sie produzieren, dessen Qualität an einem Produkt bewertet werden kann.
Bin ich aber Projektleiter, Werber oder in einer anderen Branche tätig, die mit abstrakten Vorgängen beschäftigt ist, wird es immer schwerer, die wirklich „gute“ Arbeit zu beurteilen. Denn was gut ist, hängt auch immer von den anderen ab. Und sobald es um abstrakte Tätigkeiten geht, die viel mit Schreibtischarbeit zu tun haben, mit verwalten und organisieren, wer mag da sagen, was gut ist?
Ist jemand schlecht, weil sein Projekt nicht in Time und Budget fertig wurde? Zu kurz gedacht, denn jeder gute Projektleiter weiß, dass immer äußere Einflüsse die beste Planung zunichte machen können.
Wir sollten einfach mal die Messlatte nicht zu hoch hängen und uns darüber klar werden, dass all das gelernte der Vergangenheit nur eine Vorbereitung war und vieles davon mit Recht vergessen wurde. Wer beständig bereit ist, sich zu verändern, neues zu lernen, Grenzen zu überschreiten und sich auch mal in Themengebieten umzuschauen wagt, die für ihn eigentlich fremd sind, entwickelt sich weiter. Vermutlich ist das auch die wichtigste Begabung. Die Bereitschaft, den Status Quo stets zu hinterfragen, immer wieder neue Themen annehmen zu können.
Ich habe mich lange schwer getan mit dem Wechsel, den ich Anfang 2012 gewagt habe. Als Herzblutinformatiker ins Marketing zu wechseln. Aber es ist Online Marketing und in den letzten Jahren habe ich für mich erkannt, dass mich immer weniger das Schrauben an den Details eines Programms oder Problems faszinierte, sondern die Entwicklung von Konzepten, wie die Technologien nutzbringend angewendet werden können. Auftritt Social Media. Das war und ist für mich so etwas wie ein Paradigmenwechsel auf allen Ebenen. Und hier wollte und will ich mitmischen. Ebenso an anderen Möglichkeiten, die das Netz bietet und noch bieten wird. Denn immer noch wiederhole ich gebetsmühlenartig: We ain’t seen nothing yet. Wir sind erst am Anfang dessen, was ich als die digitale Revolution sehe.
Also raus aus der Komfortzone.
Und dann ist es natürlich, dass man auch an sich zweifelt. Nur wer zweifelt versucht auch, die Zweifel aus dem Weg zu räumen, sich zu verbessern. Zu viel Selbstsicherheit schadet nur. Das ist zwar manchmal schwer zu ertragen, aber vermutlich Teil dessen, was all jene erleben, die neue Felder betreten.
Ja, es ist gut dass wir Angst haben, aber wir sind nicht allein 😉 Und das will ich auch meinen Kindern vermitteln. Mir schickte ein Twitter Follower vor kurzem folgenden schönen „Sinnspruch“: Die Kunst am Eltern sein ist, den Kindern die Herausforderungen zu bieten, an denen sie positiv wachsen.