Die BBC berichtete in einem Feature über eine ältere Dame, die Videospiele spielt, um mental fit zu bleiben. Mit Sicherheit die bessere Strategie als das Fernsehen 😉 und ja, ich glaube, dass Computerspiele auch mental gutes tun können ;):
Aber ich bin auch eher ein Vertreter der Fraktion, der es weit mehr schätzt, wenn seine Kinder vor dem Computer sitzen und z.B. Minecraft Welten erschaffen, als dröge vor dem TV zu sitzen und sich mit Kinderprogrammen berieseln zu lassen.
Nicht falsch verstehen. Ebensowenig wie ich es gut finde, wenn Eltern ihre Kinder vor dem Fernsehprogramm abstellen, propagiere ich ein alleiniges Sitzen vor PC oder Spielekonsole.
Aber wir sollten mal etwas realistischer auf das ganze Thema Kinder und Computerspiele schauen. Wenn ich meine drei beim gemeinsamen Mindcraft spielen beobachte, dann kann ich über die genialen Konstruktionen und die Zusammenarbeit beim Erschaffen ganzer Dörfer nur staunen. Und Spiele mit geschichtlichem Hintergrund haben bei meinen Kindern auch das Interesse an der Epoche an sich geweckt. Man sollte darauf achten, dass Computerspielen nicht nur aus tumbem Ballern besteht, aber selbst unser Ältester, der mittlerweile gemässigte „Ballerspiele“ spielen darf, schätzt den Aufbau und die Strategie viel mehr.
Gut, er hat den Vorteil eines Gamervaters, der sich mit den Spielen und ihren Inhalten auskennt. Aber das mindeste, was man als Elternteil tun sollte ist, sich für die Spiele zu interessieren, die die Kinder spielen. Und bis zu einem gewissen Alter sollte man auch die Kontrolle über die Konsole behalten. Spielecomputer oder Konsolen im Kinderzimmer halte ich für genauso falsch wie Fernseher. Aber nicht, weil ich Angst vor irgendwelchen negativen Auswirkungen der Spiele habe, sondern schlicht, weil sich der Computer oder die Konsole in Sichtweite der Eltern besser kontrollieren lässt, was die Zeitdauer angeht. Wobei wir festgestellt haben, dass natürlicherweise unter gewissem Protest dennoch bestimmte Zeiten einführen lassen.
Aber was ich immer wieder beobachte, unsere Kinder nehmen Ideen, Informationen aus den Spielen in ihre alltäglichen Spiele, interessieren sich plötzlich für Leonardo da Vinci, weil der Name in einem Spiel viel, wollen plötzlich mehr über das Mittelalter wissen, weil die Siedler sie so fasziniert. Und zumindest bei uns werden mittlerweile schon eigene Erklärfilme gedreht, in denen unsere Kinder zeigen, wie sie ihre eigenen Minecraft Konstruktionen bauen.
Nur sollte man sich als Eltern dann auch darüber klar sein, dass es keinen Sinn macht, streng zu fordern: „Hör jetzt auf!“ wenn das Kind gerade mitten in einer taktischen Runde des Spieles ist. Weiche Endezeiten +-15 Minuten sind da viel sinnvoller.
Wer sich über die Bedrohung durch Computerspiele beklagt vergisst, dass es IMMER irgendwelche Gefahren für unsere Kinder gibt. Schon wenn wir sie unbeaufsichtigt spielen lassen, können sie irgendwo hoch klettern und herunterfallen, sie können im Straßenverkehr verletzt werden. Aber sperren wir sie deshalb zu hause ein? Nein, wir erklären ihnen alles wichtige und -jetzt kommt das entscheidende- vertrauen ihnen zunächst einmal. Genau das gleiche halte ich beim Thema Kinder und Computer für sinnvoll. Bis zu einem gewissen Alter sollte man selbst aktiv bestimmen, wer wann was macht. Aber ganz ehrlich, ich würde mich als Heranwachsender, erst Recht in der Pubertät nicht ernst genommen fühlen, würden meine Eltern bei allem was ich tue hinter mir stehen. Zumal in dem Alter die Möglichkeiten, solche Kontrollen zu umgehen vielfältig sind.
Deshalb: Für mehr Vertrauen und weniger Angst vor dem Computer.
Und abschließend sei allen, die sich für das Thema Kinder und Computer ernsthaft interessieren das Buch „Netzgemüse“ ans Herz gelegt, hier schreiben Tanja und Johnny Haeusler aus erster Hand über die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Eltern sein einer Generation, für die ein Computer ohne Internetzugang kaputt ist.