Sprachlos in die Angst

 

Therapien, Kliniken, Reha und dennoch ist sie nach wie vor da, meine Angststörung und auch die Depression. Und manchmal kommt sie unerwartet irrational, ja nicht mit Worten beschreibbar daher.

2015 war ich froh, dem Kind seine Namen geben zu können. Eine Krankheit, keine Charakterschwäche, etwas, wogegen ich angehen kann. Mittlerweile habe ich mich damit arrangiert, dass ich sie nicht loswerde. Eindämmen, ja, das geht mittlerweile recht gut. Aber sie kommt immer wieder, insbesondere die Angst. Eine Gefährtin, die man als Mann ja eigentlich nicht zugibt………

Bullshit, natürlich hat auch Mann Angst. Die Frage ist nur, bin ich mutig genug, darüber zu sprechen?

Ich habe darüber gesprochen, auf der Bühne, vor vielen Menschen, im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung und dennoch, manchmal überkommt sie einen, so schnell, so heftig, dass man einfach sprachlos ist. Sprachlos auch deshalb, weil ich in all den Therapien gelernt habe, womit ich es zu tun habe und wie ich damit umgehen sollte. Aber wie ich in der letzten Reha schmerzlich erkennen musste, sie wird weiterhin Macht über mich haben. Ich weiß viel und letztlich hilft es manchmal einfach rein gar nicht.

Dann kreisen die Gedanken, bauen irrationale Gefahren auf, reißen meinen Schutzwall mit einem Handstreich nieder.

Ich weiß, ich werde da wieder rauskommen, aber der Moment schmerzt, die Hilflosigkeit, die Sprachlosigkeit, weil man doch niemandem erklären kann, worum es geht, warum man fühlt wie man fühlt, warum auch die irrationalste Angst in einer Phase sehr real und plausibel erscheint.

Ich bin dankbar für alle, die mich begleiten auf meinem Angstpfad, die mir die Hand reichen und mich nicht alleine lassen, wenn es mal nicht so gut geht.

Danke dafür, insbesondere auch an dich Sibylle, meine Partnerin und Lebensretterin. Du bist jeden Kampf gegen meine Angst und Depression wert.

Und meine Leser*innen, Follower*innen, die mir wertvoll sind,  verständnisvoll und Begleiter wie selbst Betroffene. Ein Netzwerk, das mich auffängt, den Sturz nicht ganz so tief werden lässt.

Die Angst macht sprachlos, aber sie macht auch dankbar für all die Hilfe und Unterstützung, die zwar den Weg durch den Tunnel nicht leichter macht, aber weniger sprachlos, weniger hoffnungslos, weniger hilflos und die immer wieder beweißt, nein, kein Zug am Ende des Tunnels.

Danke

P.S.: Es geht mir im Moment sehr gut aber ich weiß, das wird auch wieder anders. Aber hey, wer hat gesagt, dass es leicht ist?