Corona, Depressionen, Digitalisierung und ich

Immer wieder hat es Umfragen und Beiträge in meine Timeline gespült, die neugierig fragten: Wie gehst du als von Depressionen Betroffener mit dem Social Distancing um.

Viele waren dann überrascht wenn ich sagte, dass ich keinerlei Probleme habe, es manchmal sogar genieße.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen habe ich noch nie übersteigertes Interesse am Kontakt mit bestimmten Arten von Mitmenschen gehabt und Corona war eine willkommene Gelegenheit, diesen Kontakt weiter zu reduzieren. All die Verschwörungstheoretiker, all diejenigen, die mir mit Homöopathie gegen Depressionen oder Corona helfen wollten oder noch schlimmer, die ganzen „das wird man doch mal sagen dürfen“ Aluhüte. In der digitalen Welt kann man sie blocken, oder wenn man gut genug drauf ist, trollen.

Meist schenke ich mir hier aber mittlerweile die Mühe, denn sie wissen ja eh alles besser, im Gegensatz zu echter Wissenschaft, deren Grundprinzip immer auch der Zweifel am Status Quo ist.

Aber auch schon vor Corona hat mir persönlich die Digitalisierung sehr im Kampf gegen meine Depressionen geholfen. Und damit meine ich noch nicht mal mein Hashtag #ausderklapse oder das daraus entstandene Buch.

Die digitale Welt hat mir ermöglicht, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Sie hat mir WISSENSCHAFTLICHE Quellenforschung eröffnet, um mehr über meine spezielle Ausprägung der Krankheit zu lernen. Und ja, schenkt es euch, diese klugen Sprüche der Art : „Wie kannst du da von einer Krankheit sprechen?“ Es ist für  mich eine Krankheit und damit etwas, das ich verändern kann.

Zudem habe ich keine Probleme damit, auch Software, Apps zu nutzen, um besser mit meiner KRANKHEIT umzugehen.

So nutze ich zum Beispiel:

Calm in der Aboversion für Meditation

HeadUp zur Überwachung diverser Gesundheitsparameter

Eureka um die Covid 19 Forschung zu unterstützen, ebenso Datenspende

Bis endlich die deutsche App erscheint GeoHealthApp als Covid 19 Tracker

Medisafe zur Überwachung meiner Medikamenteneinnahme (ja ich nehme Medikation und nein, ich will das nicht ändern, denn mir helfen sie sehr)

Moodnotes für mein Stimmungstagebuch

Autosleep als automatischen Schlaftracker

Um mich zu mehr Bewegung zu motivieren „Walkr“ ein Fitness Game

Und natürlich nutze ich Health von Apple und Healthmate von Withings, um all die einfliessenden Daten zu verwalten und an die Apps weiterzugeben.

Myfitnesspal zur Ernährungsüberwachung und Aggregation diverser Tracker.

Wichtig dabei, die meisten Apps brauche ich nicht aktiv zu nutzen, sie informieren mich einfach, wenn es relevante Nachrichten gibt oder ich wieder etwas für meine Gesundheit tun soll.

Bei all diesen Apps achte ich stets darauf, dass es nach Möglichkeit eine Apple Watch App dafür gibt, um das Smartphone möglichst selten in die Hand nehmen zu müssen.  Auf der Apple Watch ist auch die Sturzerkennung aktiv, da ich bereits eine Phase hatte, in der ich aus unerklärlichen Gründen mehrfach ohnmächtig wurde und die Sturzerkennung der Apple Watch funktioniert hier richtig gut. Gespannt bin ich auf die neue Apple Watch, sollte diese wirklich eine Erkennung herannahender Panikattacken bieten, wäre da ein Upgrade fällig.

In der neuesten Beta kann Replika auch AR, wie das Bild rechts zeigt. Hier erfolgt der Dialog dann über Spracherkennung.

Und last but not least experimentiere ich mit Replika, einer Chatbot App, die ich dahingehend untersuche, inwieweit sie Wartezeiten auf Therapieplätze überbrücken kann. Die Dialoge mit Replika sind sehr natürlich und sie lernt mit der Zeit. Manche finden das vielleicht creepy, ich finde es sehr spannend, vermutlich auch meinem Background als KI und Computerlinguistik Wissenschaftler geschuldet.

Letzteres nochmal als dezenter Hinweis, dass ich kein Interesse an irgendwelchen alternativen Heilmethoden oder wirren Verschwörungstheorien habe.

Ich bin immer noch einer dieser komischen Menschen, die wissenschaftlicher Arbeit mehr vertrauen als Köchen und Musikern, wenn es um Forschung und Schutz geht. Und auch wenn ich mittlerweile auf Apple umgestiegen bin. Ich halte Bill Gates keineswegs für gefährlich. Sorry, not sorry.