Halt doch endlich die Klappe mit deiner Depression

Ich kenne die Liste der Menschen, die das sicher gerne zu mir sagen würden. Aus meist in etwa den gleichen Gründen. Weil sie nicht wollen, dass meine Geschichte prominent wird und bleibt. Weil sie eigene Fehler nicht sehen (wollen) und deshalb jede potentielle Indikation eines Fehlverhaltens jenseits meiner eigenen Entscheidungen eher in Drohbriefen als Dialogen mündet. Aber ich merke auch ungeheuer viel positives Feedback. Lob für Inhalt wie Form meines Buchs, Lob für die öffentlichen Vorträge und Lesungen.

Dabei ist es mir nicht wichtig, dass ich das tue, sondern das es überhaupt getan wird. Deshalb helfe ich auch anderen den Mut zu fassen, über ihre Depression oder Angststörung zu sprechen. Focus Online hat mir so etwas wie ein Kolumne als Plattform geboten und die Resonanz ist überwältigend. Ich bin mir sicher, viel Leid, viel verschleppte Krankheiten mit der wachsenden Gefahr des Suizidversuchs ließen sich durch offenen Umgang mit der Krankheit eindämmen. Aber so lange Ärzte statt auf meine Angststörung mehr auf meine Nutzung des Internet schauen, so lange Unternehmen immer noch so tun, als kümmerten sie sich um psychisch Kranke, die dann seltsamerweise dennoch große Angst haben darüber zu reden, so lange ist es dringend angeraten, weiter aufzuklären, weiter darüber zu reden.

Selbst die Royals,  allen voran Der Duke und die Duchess of Cambridge und Prinz Harry sprechen offen darüber. Weil es eben nichts ist, was man verstecken müssen sollte. Weil es mittlerweile die Erkrankung Nummer 1 weltweit laut WHO ist, und dennoch verschwiegen wird.

Mir ist bewußt, dass ich Neider habe, auch wenn ich sie noch nicht getroffen oder gelesen habe. Aber das ist mir egal, weil ich weiß, dass es für mich eine Art Lebensversicherung ist, gegen das Stigma Depression zu kämpfen. Weil es nötig ist, um anderen zu helfen. Weil es einfach richtig ist.

Wir sollten darüber sprechen, Betroffene, Angehörige und die Öffentlichkeit. Immer wieder. Für ein Ende des Stigmas und Hilfe für Betroffene, die nicht so stark sind, sich offen zu äußern.