8 Wochen sind es nun, seitdem ich mich habe „einliefern“ lassen. Zu Beginn mit sehr gemischten Gefühlen aber je länger ich hier war, um so mehr konnte ich erkennen, dass dieser Aufenthalt bitter nötig war, um Prioritäten neu zu setzen, wieder zu mir zu finden und den Weg in ein geändertes, positiveres Leben zu ebnen.
Aber jetzt habe ich ein Zwischenziel erreicht. Nächste Woche darf ich endlich nach hause und gehe dann nur noch tagsüber in eine Tagesklinik quasi als Wiedereingliederungsmassnahme. Und ich muss gestehen, was ich bislang als Charakterschwäche sah, ist eine Krankheit, die ich zwar zu bändigen gelernt habe, die aber deshalb nicht weniger belastend für mich ist, ich muss jetzt darauf achten, sie nicht wieder zurückkehren zu lassen. Das heißt zum einen permanent Medikamente zum anderen auch angelernte Verhaltensmuster zu hinterfragen und die eine oder andere liebgewonnene Angewohnheit wieder abzulegen oder auch mal Zähne zu zeigen, wo ich in der Vergangenheit viel zu schnell klein beigegeben habe oder Schuldzuweisungen unreflektiert akzeptiert habe. Ich darf und ich muss sogar auch Menschen haben, die mich nicht leiden können, auch wenn meine Harmoniesucht da kreischend aufschreit.
Und hier habe ich viele spannende, intelligente aber seelisch hart mitgenommene Menschen kennengelernt und von Ärzten und Pflegern viel Unterstützung erfahren. Es ist nicht leicht, sich selbst einzugestehen, dass man depressiv ist. Noch weniger leicht ist es, dass nach außen zu kommunizieren aber für mich war und ist das Teil meiner Therapie, mich endlich nicht mehr zu verstecken, weil ich irgendwie manchmal komisch drauf bin sondern aktiv zu daran zu arbeiten, dass ich damit umgehen lerne und meine Umwelt meine Krankheit akzeptiert. Gerade im Blick auf jüngste traurige Ereignisse ist es bitter nötig, dass Depressionen endlich offen kommuniziert werden können, ohne gleich gesellschaftliche oder ökonomische Konsequenzen fürchten zu müssen.
Depression ist eine behandelbare Erkrankung wie jede andere auch. Depression trage ich ein Leben lang mit mir, aber ich kann das Monster bändigen,wenn ich die richtigen Mittel kenne.
Wer depressiv ist, der ist nicht schwach, er hat meist nur viel zu lange versucht, stark zu sein.
P.S.: Schmankerl am Rande für alle, die sich schon an meinem offenen Umgang mit der Depression und dem „vielen Gesurfe“ in der Klapse störten. Seit heute haben wir nicht nur am Empfang sondern auch direkt auf unserer Station kostenloses Wlan. Tja, hier drin ist man moderner als draußen, wo man offene Hotspots noch mit der Lupe suchen muss.
P.P.S: Wie dankbar ich meiner Frau und meinen Kindern für ihre Unterstützung bin, Worte können das nicht wirklich ausdrücken. Ohne sie hätte ich sicher nicht die Motivation aufgebracht, die ich hatte. Das alles ist nach mir vor allem für sie und auch wie toll meine Kinder mit dem kranken Papa umgegangen sind ist einfach aaaawesome.