Nachdem das Smartphone sich als das Kommunikationsmedium der Gegenwart etabliert hat, und nur noch ewig gestrige hier Nutzungsverbote aussprechen ist der nächst große intellektuelle Aufruhr der Untergang des Abendlandes durch Datenbrillen und Wearables.
Aber mal abstrahiert von den Ängsten derer, die sich nicht wirklich mit den Technologien sondern nur mit ihren Ängsten vor Veränderung befassen, wohin führt die Reise, was die neuen Schnittstellenkonzepte angeht.
Betrachten wir dafür, wo wir unsere Gadgets meist benutzen und wozu. Primär um mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben, um immer an aktuelle Informationen zu kommen. Insofern wird das Hauptpräsentationsmedium auch weiterhin irgendeine Form von Display bleiben. Und da wir auch mal längere Texte lesen wollen, darf es nicht zu klein werden. Man kann zwar via Audio Output auch Texte vorlesen lassen, aber das kann im Alltag dann durchaus störend sein, zumal hier der Konsument sich an die Wiedergabegeschwindigkeit des Outputs anpassen muss.
Aber selbst ein Display kann auf verschiedene Arten realisiert werden. Prominentester Vertreter einer alternativen Präsentationsform ist Google Glass und in Zukunft ggf. Google Contact Lense. Was sind hier die Herausforderungen?
Neben der mangelnden Akzeptanz, die aber wohl mehr von der verbauten Kamera als von den Displaymöglichkeiten von Google Glass her rührt sind vor allem Aspekte des abgelenkt seins und der mangelnden Kontrolle von Gesprächspartner zu nennen, die sich bei Technologien wie Google Glass oder ähnlichem nicht mehr der vollen Aufmerksamkeit des Gegenübers sicher sein können bzw. ob das Gegenüber durch die Displaytechnologie in Gesprächen nicht Vorteile aus der immerwährenden Informationszugriffsmöglichkeit zieht.
Wenn es zusätzlich aber noch um den Input geht, dann schränkt sich die Variation noch weiter ein. Weder Gestensteuerung noch Stifteingabe sind voll ausgereift. Ersteres hat zudem das Problem, dass nicht nur Menschen albern aussehen, die im Park scheinbar mit der Luft sprechen dank Freisprecheinrichtung, sondern ich mir ebenso wenig vorstellen kann, dass Menschen auf Dauer alles via Gesten erledigen wollen, die im leeren Raum operieren. Gesten ja, aber dann eng begrenzt auf Displays oder bestimmte Kontexte (zum Beispiel ein OP oder andere Umgebungen, die berührungslos funktionieren müssen).
Für viele gerade im beruflichen Umfeld ist und bleibt die Tastatur das Mittel der Wahl. Denn auch via Spracheingabe ist nur ein begrenztes Arbeiten mit standardisierten Kontexten (Diktat, einfacher Text) möglich. Programmierung via Spracheingabe dürfte eher unwahrscheinlich sein, ebenso wie Texteingabe mit komplexen Fachausdrücken. Jede notwendige Korrektur kostet Zeit, etwas, das scheinbar in der heutigen Zeit niemand mehr hat, obwohl uns die Maschinen doch Arbeit abnehmen sollten.
Für mich als Fazit: Wir werden auch in 10 Jahren noch mit Tastaturen arbeiten, die dann vielleicht vom Design oder der zu Grunde liegenden Technologie her anders aussehen, aber dass flächendeckend Menschen mit Smartwatches sprechen werden oder wild in der Luft fuchteln um ihre Datenbrille zu steuern, halte ich für den Marketing Wunsch einiger IT Konzerne, der aber wieder mal sehr weit weg von der Alltagsrealität des Durchschnittsnutzers ist.
Was mir bei diesen Gadget Trends auffällt: Nach der berühmten Hypephase wandern die meisten in eine Nische und man kehrt zurück zu alten Konzepten nur in modifizierter Form. Nachdem zum Beispiel auch durch das IPad der Hype um Tablets ausgelöst wurde, kamen sehr schnell verschiedenste Cases mit Tastatur auf den Markt und nun kehrt man immer mehr zum Formfaktor des (Sub-)Notebooks zurück, der jetzt aber nicht einen festen Bildschirm sondern ein angedocktes Tablet hat.