Die Jugend und die Vereine. Keine Lust, aus gutem Grund

In meinem Umfeld klagen so einige Vereine über mangelnden Nachwuchs. Sei es der Gesangsverein oder der Umweltschutzverein. Überall lässt das Interesse an aktiver Teilnahme nach. Woran liegt das?

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Während die „Alten“ immer noch „Das Wandern ist des Müllers Lust“ trällern, Slammen die Jungen zu kreativer Poetry wie beim Poetry Slam in Ellwangen

Für mich kristallisiert sich vor allem ein Faktor heraus, der mich selbst auch an so ziemlich allen (vor allem wohl deutschen) Vereinen. Der unglaubliche Dogmatismus. Es gibt Regeln und Positionen zu relevanten Kontexten. Und darüber darf weder diskutiert, noch nachgedacht werden. Ganz schlimm ist das bei den gesellschaftskritischen Vereinen wie Umweltschutz oder Verkehrsverbänden. Bin ich Autoclub, ist alles andere böse. Bin ich Radverband, dann habe ich hier ganz dezidierte Positionen zu Radwegen, Helmen etc. Und das muss dann auch jedes Mitglied immer wieder über sich ergehen lassen. Doch die Jugend merkt, dass es diese reinen Lehren nicht mehr gibt, dass die Welt komplizierter ist.
Dass es zum Beispiel überhaupt nichts bringt. Froschlaich zu retten, wenn man ihn dann in den nächstbesten mit Fischen besetzten See wirft.
Oder dass es eben in manchen Kontexten auch fatal sein kann, gegen Gentechnik zu sein.
Die Jugend engagiert sich selektiver, zieht sich auch aus dummen Projekten schneller zurück und lässt sich generell ungerne vorschreiben, wie die Lebensführung auszusehen hat. Auch mit die größten Vereine, die beiden christlichen Kirchen merken dass, wenn alte teilweise völlig realitätsferne Dogmen nicht hinterfragt werden.
Vielleicht müssen sich hier die Vereine endlich von ihren starren Strukturen lösen und auch akzeptieren, dass die Welt nicht schwarz oder weiß ist.
Aber dann kratzen sie ja an den eigenen Fundamenten. Und besser, man rührt so was gar nicht an, dann müsste man sich ja verändern.

So lange die meisten Vereine ihre Mitglieder in enge Korsetts von Ritualen, von volkstümelnden Gesangsvereinsfesten oder überernst genommenen Turnieren zwängen, werden immer weniger Lust auf Vereinsleben haben. Wer im Chor immer noch die uralten Lieder singt, statt auch mal auf moderne Musik zu setzen, wird eben auch nur genau diese Klientel ansprechen. Und so lange moderne Trends und andere Denkmuster als die eigenen teilweise Jahrzehnte gewachsenen nicht überdacht und an die Gegenwart angepasst werden, wird der Mitgliederschwund weitergehen.