Die weichen Faktoren der Mitarbeitergewinnung. Warum Geld nicht alles ist.

Wenn es darum geht, warum jemand bei einem Unternehmen beginnt, ist die spontane erste und oft recht kurz gedachte Reaktion: Gute Bezahlung!

Das ist aber sehr kurz gedacht, denn alleine nach dem Geld zu gehen, ist den meisten Menschen nicht genug. Gute Bezahlung gibt es in jeder Branche bei mehr als einem Unternehmen. Und je weniger Arbeitnehmer verfügbar sind -Stichwort Demographischer Wandel- um so wichtiger werden die „weichen Faktoren“. Allen voran die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und das geht weit über verschiedene Arbeitszeitmodelle hinaus. Das hat auch etwas mit einer Unternehmenskultur zu tun, die genau das beachtet.

Mein Arbeitgeber zum Beispiel schreibt bei seinen Werbeflyern für neue Mitarbeiter und Auszubildende: „Der zweitwichtigste Ort der Welt“. Das hat natürlich auch etwas mit der Kampagne zum „wichtigsten Ort der Welt“, den eigenen vier Wänden zu tun. Aber das geht noch darüber hinaus.

Die Akzeptanz im Unternehmen, dass Menschen neben dem Beruf noch ein Privatleben haben, dass es andere Werte gibt, die möglicherweise gerade auch Menschen mit Familie wichtig sind soll damit ausgedrückt werden. Und weil ein Werbeflyer alleine nicht genügt, wird sie auch gelebt, und zwar in vielfältiger Form: Es gibt eine Kinderbetreuung, die gerade einen Neubau bekommen hat, damit noch mehr Kinder von Mitarbeitern in Fußnähe ihrer Eltern betreut werden können, während diese wieder in ihren Beruf einsteigen. Es gibt die Möglichkeit für Pflegezeiten zur Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen.

image
Auch eine sichere Fahrradabstellmöglichkeit zeigt, dass ein Arbeitgeber mehr macht, als nötig.

Es gibt ein riesiges Portfolio an verschiedenen Teilzeitmodellen. Wer mit dem Rad zur Arbeit will, findet nicht nur Abstellmöglichkeiten sondern auch Umkleiden und Duschen. Das Betriebsrestaurant genießt zu Recht einen sehr guten Ruf und heißt bewusst nicht Kantine. Die Gesundheit der Mitarbeiter wird aktiv gefördert durch entsprechende Kursangebote, mehrere Betriebssportgruppen und seit neuestem auch noch durch ein „Bewegungszentrum“. Und, und, und. Sicher, alles auch Maßnahmen, die den Arbeitnehmer am Arbeitsplatz halten sollen. Aber das ist ja durchaus eine berechtigte Motivation. Aber nicht die einzige denn immer mehr Unternehmen erkennen den Wert eines zufriedenen Arbeitnehmers. Von Stressresilienz bis geringem Bedürfnis zum Jobwechsel gibt es viele Faktoren, die für eine Nachdenken über Maßnahmen jenseits des reinen Gehalts sprechen.

Wir alle verbringen einen großen Teil unseres Lebens bei unserem Arbeitgeber. Wer da nur darüber nachdenkt, ob die Bezahlung stimmt, der denkt zu kurzsichtig. Die Botschaft eines guten Arbeitgebers ist, dass er sich jenseits der eigentlichen Arbeitsaufgabe zum Ziel gesetzt hat, zufriedene, gesunde und glückliche Arbeitnehmer zu haben. Dass das nicht immer klappt, dass es auch immer mal Problemfälle oder schwierige Situationen gibt; geschenkt. Das ist überall so. Aber die Grundlage muss stimmen, der grundsätzliche Fokus auf ein Wohlergehen des Mitarbeiters. Denn nur so kann man Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen binden. Und auch wenn in der öffentlichen Diskussion immer wieder von gebrochenen Lebensläufen, von häufigen Wechseln die Rede ist. Gerade bei Berufen, die ein hohes Maß an Fachwissen benötigen, die lange Einarbeitungszeiten bedingen oder bei Arbeitgebern, die nicht ganz optimal in den großen Ballungszentren ihre Lage haben gilt es, dem Mitarbeiter Gründe jenseits des monetären zu bieten, gerade diesen Arbeitgeber auszuwählen.

Das Gehalt ist die Basis, aber die weichen Faktoren sind es, die die Bindung zum Unternehmen stark machen. Und die so manchen Mitarbeiter viel eher zum Fürsprecher machen, als Bezahlung alleine.

Und für Bewerber gilt. Wer nur nach dem Gehalt schaut, der vergisst, dass er sich den großen Teil des Tages am Arbeitsplatz aufhalten wird. Hier gilt es immer auch die Rahmenbedingungen zu prüfen. So albern das klingen mag, eine gute Versorgung mit Essen und Trinken kann auch etwas wichtiges sein. Spätestens dann, wenn man als Alternative nur das Essen in einem Schnellimbiss oder aufgewärmtes hat. Und auch wenn ich Single bin, sollte man zumindest über Optionen nachdenken, die man evtl. als Elternteil mal zu schätzen weiß. Und was auch nicht zu vernachlässigen ist, ist die Verkehrsanbindung, die Unterstützung bei den Kosten (Stichwort Jobticket) und ggf. die Möglichkeit, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen und auch Einrichtungen wie sichere Abstellplätze oder Duschen vorzufinden. Alles nicht abwegig, denn alles z.B. bei meinem Arbeitgeber möglich.