Das Scheingefecht um die 30 Stunden Woche. Es geht um ganz anderes.

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Ach arbeite doch wie du willst…. Ja gerne, dann bin ich auch besser 😉

Es war ja zu erwarten. Da veröffentlicht ein breites Bündnis von „Experten“ einen Aufruf zur 30 Stunden Woche und kurz darauf, wie im Reflex wettern die Arbeitgeber dagegen.

Dabei geht die Diskussion völlig am Problem vorbei. Wir erleben zwar in Deutschland immer noch eine Beschäftigungssituation, die nicht wirklich prekär ist (mal davon abgesehen, dass viele Menschen sich mit ihrem Lohn eigentlich nicht mehr am Leben halten können, was für ein reiches Land wie Deutschland schlicht eine Schande ist).

Aber blicken wir auf das so häufig bemühte Gesamteuropa sieht die Lage schon viel schlechter aus. Insofern, zumindest ein interessanter Denkansatz ist das schon. Was mich aber stört, es erhebt die Bedeutung der Zeit wieder über die des Ergebnisses. Warum nicht 20 Stunden, wenn auch dann noch die Arbeit getan wird? Warum nicht die gleiche Arbeit auf mehr Schultern verteilen, und das flexibler?

Ich lese gerade das hochinteressante zweite Buch von Cali Ressler und Jody Thompson über ihr ROWE Modell mit dem Titel „Why managing sucks and how to fix it“ und darin zeigen die beiden, dass es in der heutigen Arbeitswelt noch viel zu oft gehandhabt wird, wie zwischen Eltern und Kindern. Wer möchte nicht wie ein Erwachsener behandelt werden, aber ist es wirklich erwachsen, wenn man über jede gearbeitete Minute Rechenschaft ablegen muss? Wenn man bei allem und jedem controllt (Da steckt absichtlich Troll drin) und immer das Gefühl hat, ohne Vorgesetzte, ohne Kontrolle wäre man ein faules Schwein und würde gar nichts tun.

Es wird Zeit, das ganze Konzept von Arbeit neu zu denken. Im Sinne von: „Ich gehe nicht zur Arbeit, ich arbeite“. Damit fällt sowohl der Zeitfaktor, als auch der Ortsfaktor weg.

Wir wechseln immer mehr in eine Wissensgesellschaft und hier müssen wir uns fragen lassen, ist unsere Arbeitswelt darauf wirklich eingestellt? Oder arbeiten wir nicht alle immer noch wie am Fließband, Hauptsache ausgelastet?

Gerade in ihrem neuen Buch zeigen Ressler und Thompson sehr schon an realen Beispielen, wie manigfaltig die Auswirkungen einer ergebnisorientierten Arbeitswelt sind. Und wie viel Verwaltungsoverhead damit abgebaut werden kann. Vielleicht ist es noch nicht so wirklich bewußt, aber Modelle wie Rowe sparen Geld, fördern Leistung, steigern Umsatz. Und das sind keine fiktiven Behauptungen, das können all jene Unternehmen nachweisen, die auf das Modell umgeschwenkt haben. Und es gibt nicht DEN einen Rowe Weg. Jedes Unternehmen sollte sich aber Gedanken darüber machen, ob eine 30 Stunden versus 40 Stunden Diskussion heutzutage überhaupt noch der modernen Arbeitswelt gerecht wird.