Ich finde es immer wieder amüsant, wie häufig sich Menschen über mein Verhalten, mein Always Online sein beschweren. Sie erkennen nicht die Realität, sondern das Bild, was sie sich davon machen. Der hat immer ein Gadget, der taucht dauernd in Social Media auf, der ist dauernd online. Falsch. Ich nutze die Technik um eben nicht dauernd online zu sein. Schon dauernd fernzusehen käme mir nicht in den Sinn, ich bin da dank neuer Technologien sehr selektiv.
Wer heutzutag glaubt, nur weil er offline ist, lebe er in der Realität, der sollte sich wirklich mal auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen.
Dass wir in einer fiktiven Welt leben, erkennt man doch schon daran, wie viele Menschen einfach unreflektiert glauben, was in Zeitung und/oder Medien steht. Wir bekommen gefilterte, aufbereitete Informationen und die wenigsten machen sich die Mühe, online (sic) nachzurecherchieren, was wirklich hinter einer Nachricht steckt. Journalisten schreiben objektiv. Genau, komm mir mit einem anderen Märchen. Seltsam ist nämlich, dass der gleiche Sachverhalt oft je nach Zeitung unterschiedlich dargestellt wird, oder im Falle der BILD frei.. aber lassen wir das.
Die nächste irreale Welt ist die des Büros.
Sehr häufig wird von Büroarbeitern immer noch erwartet, am Eingang auf den Humanressourcenmodus umzuschalten, alles private draußen zu lassen und rund um die Arbeitsuhr nur zu arbeiten. Dass sowohl die Psychologie, als auch die Medizin längst bewiesen hat, dass das gar nicht wirklich geht und dass Menschen auch dadurch einen Burn Out bekommen können, dass sie sich und ihre Neigungen, Interessen und auch Defizite permanent verleugnen müssen, scheint man geflissentlich zu ignorieren.
Seltsam nur, dass man immer wieder von sehr erfolgreichen Startups und auch traditionellen Unternehmen hört, die den Menschen tatsächlich in den Mittelpunkt stellen, und die glückliche, zufriedene, authentische und motivierte Mitarbeiter haben,die auch im Büro noch Mensch sein dürfen, nicht Ressource.
Und selbst unsere Kinder müssen unter diesen irrealen Denkmustern leiden. Oder glaubt wirklich jemand, dass die Mehrheit der Kinder morgens um 8 wirklich aufnahmebereit sind? Oder das es nur aufgeweckte, extrovertierte Kinder gibt, die Mathe und Deutsch durch einmal gezeigt bekommen sofort verstehen?
Wir sind eine irreale Gesellschaft von Normen und Fehlannahmen sowie Gemeinplätzen.
Ganz ehrlich empfinde ich den Austausch auf Plattformen wie Twitter mittlerweile als so etwas wie einen Reality Check und er hält mich manchmal bei klarem Verstand, wenn ich über die Dummheit und Ignoranz mancher Offliner eigentlich nur noch den Kopf schütteln kann. Vor allem, wenn es sich dabei um sogenannte Meinungsbildner handelt (die ich gerne als sich eine Meinung Einbilder bezeichne)
Bis hoffentlich die nächste Revolution kommt.