Warum wir keine Angst vor Robotern haben sollten, aber vor Politikern

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Noch kennen die meisten von uns Roboter primär als Spielzeug oder in der industriellen Fertigung, aber sie sind schon weiter, als wir denken.

Vollbeschäftigung ist immer noch ein Wort, das Politiker gerne heranziehen, wenn sie uns von den Qualitäten ihrer Politik überzeugen wollen.

Aber eigentlich lügen sie uns dann an. Denn was viele nicht wahr haben wollen. Immer mehr auch hochqualifizierte Jobs werden in Zukunft von Robotern und Computern erledigt. Man muss nur mal Ideen wie die Auslieferung per Drohne und selbstfahrende Autos weiterspinnen und schon können ganze Horden von Taxifahrern, Busfahrern, Postboten freigesetzt werden, wie es so schön im Managementsprech heißt. Und dass das nicht heute schon passiert liegt nicht am Wohlwollen des Managements sondern an den bislang noch vorhandenen technischen und rechtlichen Unzulänglichkeiten.

Auf der re:publica wurden erste Softwareversuche vorgestellt, die es ermöglichen, automatisiert (Roboterjournalismus: Wenn Algorithmen Nachrichten machen) und dank Technologien wie „Big Data“ werden auch Talente von Menschen, die früher als unersetzlich gelten plötzlich zumindest auf mittlere Frist ersetzbar.

Hier wäre es an der Zeit, zwei große Fragen zu klären oder zumindest ins öffentliche Bewußtsein zu bringen. Zum einen die ethisch moralische Frage danach, welche Berufe in Zukunft von Maschinen überhaupt gemacht werden sollen (Stichwort Roboter in der Pflege oder bei Aufgaben, die auch Menschenleben betreffen wie Transport größerer Personengruppen).  Zum anderen, wie wir uns als Gesellschaft positionieren sollen, wenn es vermutlich schneller, als uns als Gesellschaft lieb sein kann, definitiv nicht mehr genug Arbeit für die große Mehrheit der Bevölkerung gibt. Denn die Wirtschaft ist mittlerweile weitestgehend von den Bürgern entkoppelt. Finanzmärkte, Globalisierung haben dafür gesorgt, dass es nicht mehr wichtig ist, dort, wo produziert wird, auch Kundschaft zu haben. So lange es irgendwo auf der Welt noch einen Wachstumsmarkt gibt, florieren die weltweit agierenden Konzerne. Aber die Bürger in den Ländern, in denen die Erwerbsarbeit verschwindet, bekommen früher oder später Probleme und damit die gesamte Gesellschaft dieses Landes, dieser Region.

Sehr hilfreich finde ich hier die Diskussion über ein Grundeinkommen ebenso wie die Kritik an Hartz IV, das immer noch davon ausgeht, dass wer einmal arbeitslos geworden ist, so er sich nur anstrengt, schnell wieder Arbeit finden kann. Ein großer Trugschluss, vor allem in einer Kultur, die primär auf offiziell erworbene Zertifikate und erlernte Berufe blickt, nicht auf die persönlichen Talente der Person und in der es so etwas wie eine „Überqualifizierung“ gibt.

Während sich Politik, Gewerkschaften und Unternehmen immer noch über solche Fragen wie Arbeitsplatzgarantie, Übernahmegarantie und die Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen streiten, wachsen nachfolgende Generationen in eine Situation, in der auch mit hochqualifizierter Ausbildung vermutlich zumindest eine längere Jobsuche ansteht, wenn nicht gar die Erkenntnis, dass der erlernte Beruf mittlerweile von Maschinen besser erledigt wird.

Es ist nicht schwarz oder weiß, nicht alles ist durch Maschinen machbar. Aber ich bin mir sicher, wir werden eine kritische Grenze der Automatisierung in den nächsten 10 Jahren erreichen, die sich massiv auf die Gesellschaft auswirken wird. Und es ist dringend nötig, hier schon Vorarbeiten zu leisten, um dann  nicht von der Veränderung überrascht zu werden.