Wichtige Prämissen für den Erfolg von Smartwear

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Die Pebble Smartwatch war und ist bislang die einzige meines Erachtens bereits am Markt befindliche anwendbare Smartwatch. Alles andere sind Spielereien, die meinen Kriterien an erfolgreiche „Smartwear“ nur eingeschränkt entsprechen

Smartwear, wearable computing. Zwei Buzzwords, die im Moment in aller Munde sind. Aber was steckt dahinter und was sind die Voraussetzungen für einen Erfolg von Smartwear.

Wichtigste Voraussetzung zu Beginn. Smartwear muss einfach sein. Will sagen, wenn ich ein smartes Stück Kleidung oder ein zusätzliches Device, sei es eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker nutze, dann sollte das sanft in den Alltag intergriert sein.

Was meine ich damit? Es beginnt bei der Akkulaufzeit. Je mehr Technologie wir direkt am Körper einsetzen um so wichtiger ist es, dass ich mich nicht permanent darum kümmern muss, ob all die Technik auch geladen ist.
Hier sehe ich zwei Ansätze für eine valide Lösung. Zum ersten die Erhöhung der Akkulaufzeit. Ein Device, das kein Display hat (z.B. manche Fitnesstracker) benötigt schon keine Energie für die Darstellung. So hält zum Beispiel mein Fitnessarmband von Jawbone im Schnitt ein Woche durch. Falls ein Display eingesetzt wird, muss dies sehr energiesparend erfolgen. Hier sei die Pebble Smartwatch als ein Beispiel angeführt. Durch das eInk Display benötigt die Uhr keine Energie fürs Display so lange darauf keine Änderung erfolgt. Damit erreicht auch die Pebble Laufzeiten bis zu einer Woche.

Ein alternativer Lösungsansatz, der mittlerweile in verschiedenen Forschungslaboren angedacht wird ist die Gewinnung von Energie durch z.B. die Bewegung des Nutzers. Gerade in Kleidung integrierte smarte Technologie sollte idealerweise gar nicht aktiv geladen werden müssen. Erste Ideen hierzu sind z.B. Reißverschlüße, die beim Öffnen und Schließen aufgebrachte Energie speichern, Schuhe oder andere Geräte,die die Bewegungsenergie beim Gehen aufnehmen etc.
Das ist natürlich alles noch sehr am Anfang, aber in Kombination mit immer energiesparendern Lösungen sicherlich der richtige Weg.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der „sanften Integration“ in den Alltag ist die tägliche Nutzung. Da die Geräte uns den Alltag erleichtern sollen, dürfen sie uns dabei nicht stören. Ein Smartphone mit Touchscreen zieht aber die Aufmerksamkeit aufs Display. Hier geht Google mit Google Glass einen ersten richtigen Schritt. Andererseits halte ich auch hier Sensoren, die ohne jegliches Eingreifen operieren für die optimale Lösung.

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Die Scottevest Kleidung zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch verschiedenste Taschenlösungen, Möglichkeiten, Kabel innerhalb der Jacke zu verlegen und andere kleine Besonderheiten optimal auf die Mitnahme von Gadgets und Sensoren vorbereitet ist, ohne dabei irgendetwas in der Jacke integriert zu haben.

Und noch eine wichtige Frage: Wie und wo sollen die Sensoren angebracht werden, die Devices genutzt werden.
Viele sprechen sich für eine feste Integration in die Kleidung aus. Hier denke ich allerdings anders und mit Scottevest hat auch ein Hersteller diese Ansicht. Wir sollten die Kleidung mit smarten Sensoren erweiterbar machen, aber diese Sensoren nicht zum integralen Bestandteil werden lassen. Gründe hierfür liegen im Update, in der Reinigung und im modischen Aspekt.

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Der Fitnesstracker Jawbone Up zeichnet Bewegung und Schlafverhalten auf, und hält ca. 1 Woche bis er wieder aufgeladen werden muss. Für mich das Minimum an Batterielaufzeit für ein „smartes“ Device

Kleidung unterliegt der Mode und wird häufiger gewechselt oder unmodisch als die Sensoren, die darin ggf. verbaut werden. Schon aus Nachhaltigkeitsaspekten sollte man dann die Sensoren weiterverwenden können, wenn man sich ein neues Kleidungsstück kauft. Auch dürfte es teurere bzw. schwieriger werden, Kleidung zu reinigen, die mit Sensoren bestückt ist. Hier sind sicherlich Lösungen möglich, aber es dürfte immer noch einfacher und günstiger sein, ein Kleidungsstück zu besitzen, das man ganz „normal“ waschen kann, wenn man die Sensoren entfernt hat.

Auch stellt es sich dann deutlich einfacher dar, wenn zum Beispiel eine neue Generation von Sensoren oder Geräten auf den Markt kommt, die sich dann einfach in das Kleidungsstück integrieren lässt, statt sich mit Sicherheit teurere neu Kleidung kaufen zu müssen.

Und last but not least sehe ich einen großen Bereich für den Erfolg oder Misserfolg von Smartwear in Standardisierung. Es sollte ein Protokoll für den Datenaustausch und die Aufbereitung geben. Sinnigerweise sehe ich hier ein XML Derivat als beste Möglichkeit, das aber ob der oft begrenzten Kapazität der Sensoren möglichst leichtgewichtig aufgebaut sein sollte. Auch die Aufbereitung der Daten und die Zusammenfassung sind hier wichtig. Ich will nicht für jede Smartwear Anwendung eine weitere App, ein weiteres Programm nutzen müssen. Idealerweise sollte ich hier verschiedenste Daten aggregieren und sicher ablegen können, um sie für mich auswerten zu können und ggf. Extrakte davon zum Beispiel an meinen Arzt weitergeben zu können. Aber ICH muss die Datenhoheit behalten, das ist gerade in den aktuellen Diskussionen ein elementarer Punkt ohne den das ganze Thema zum Scheitern verurteilt ist.