Wider die Angst vor dem Komplexen. Das Netz macht vieles einfacher.

Disruptive Technologien fördern den auch kulturellen Wandel. Schüren aber auch (oft unbegründete) Ängste

Immer wieder gerate ich in Diskussionen an Klagen wie: Das wird alles immer komplexer, das Internet überflutet mich mit Informationen. Und gleichzeitig höre ich Klagen, die Jugend würde das selbst Denken zu Gunsten des Netzes aufgeben.

Beides mag für Einzelfälle stimmen, dramatisiert und stilisiert die neuen Möglichkeiten aber zu einer Gefahr, die ich so nicht sehe.

Vielmehr ist das Netz nur ein weiterer Schritt, um eine immer komplexer werdende Welt (so weit richtig, da der Mensch immer stärker einzugreifen in der Lage ist) weiterhin handhabbar zu halten.

Wer sagt denn, dass ich das Denken einstelle, nur weil ich etwas im Web googeln kann? Das Gegenteil ist der Fall, viele neue Ideen entstehen gerade, weil man Zugriff auf ein Füllhorn an Informationen hat. Der Schlüssel ist die gekonnte Filterung von Informationen. Zwar droht nach mancher Meinung eine „Filterbubble“, hier sehe ich aber nur insofern eine Gefahr, sofern derjenige, der das System nutzt schon zuvor nicht über seinen eigenen Tellerand zu blicken gelernt hatte.

Wir erleben gerade eine Phase der Adaption innerhalb eines Paradigmenwechsels. Und dabei erleben wir die üblichen Phasen der Ablehnung, der Angst vor dem Neuen und dem angeblich drohenden Kulturverfall. Das gab es schon zu früheren Zeiten, und in nachfolgendem Video geht der Online Chef der ZEIT Wolfgang Blau in einer Keynote genau auf diese Ängste vor Wandel ein.

30 Minuten, die sich WIRKLICH lohnen.

Wir müssen uns immer mit neuen Techniken und deren Implikationen auf unseren Alltag auseinandersetzen. Das bedingt jede Technologie, die massiv in unseren Alltag eingreift. Aber deshalb die Technologie a priori abzulehnen bringt nicht weiter. Vielmehr muss sich jede Gesellschaft adaptieren, die Vorteile nutzen und die Gefahren und Nachteile abmildern.

Ich genieße den Umstand, nicht mehr wie früher teilweise Monate auf ein neues Buch warten zu müssen, eine Information mühsam suchen zu müssen sondern „Googlen“ zu können bzw. bei Amazon aus einem Füllhorn von Publikationen auswählen zu können.

Und diverse andere Techniken, vom Smartphone über Navigationssysteme, bis hin zu Heimvernetzung gestalten für mich das Leben von mir und meiner Familie deutlich leichter und angenehmer als noch vor Jahren. Es kommt darauf an, den Willen zum Wandel zu haben und aktiv zu sein. Wer nur beklagt, dass früher alles besser war (was so noch nie gestimmt hat), der wird früher oder später von der Entwicklung abgehängt.

Wer sich aber bewußt auf den Wandel einlässt, der wird erleben, dass vieles einfacher wird, manches gar nicht so schlimm und die paar wirklichen Gefahren wird er oder sie verstehen und bewältigen können.

Aktuell erlebt die Politik und die Medienlandschaft ihre Kulturrevolution. Und der, der sich darauf einläßt gewinnt, das zeigen Zeitungen wie die ZEIT oder Parteien wie die Piraten momentan deutlich.

Dabei geht es nie um eine unreflektierte Fortschrittsgläubigkeit aber das bewußte Auseinandersetzen mit Chancen wie Risiken birgt oft einen Vorsprung, der sich gerade für Unternehmen, die die Zeichen der Zeit frühzeitig erkennen zu einem entscheidenden Marktvorteil verstärken kann. Jede Technologie erlebt ihren Hype, dann den Abschwung aber wenn sich die Technologie auf Grund ihres Nutzen etablieren kann, hat der den entscheidenden Vorteil, der die Technologie bereits versteht. Deshalb rate ich sehr dazu, die Hypes zu beobachten, zu bewerten und im besten Fall zu verstehen zu versuchen, denn dann kann man schnell umsetzen, sollte aus dem Hype eine neue Basistechnologie oder ein gesellschaftlicher Trend (siehe Social Media) erwachsen.

Dabei ist eines wichtig, und da bietet gerade das Internet das Werkzeug quasi aus erster Hand, um die Möglichkeiten zu verstehen. Information direkt von der Quelle, keine aufbereiteten, politisch oder redaktionell angepassten Inhalte vor allem bei Studien und Forschung. Wer es wirklich wissen will, kann die Quelle nachlesen. Genau deshalb ist auch die Open Data Bewegung so wichtig. Nur wer freien Zugriff auf Information hat, unabhängig von beruflichem Stand oder finanziellen Mitteln kann auch objektiv urteilen.

Free your mind, and the rest will follow.