Ja ist meist keine gültige Antwort. Nein aber auch nicht.

Auch unabhängig vom Schwerpunkt eine gute Lektüre und ein herausragendes Wirtschaftsmagazin "brand eins"

Angeregt durch die neue Ausgabe des Wirtschaftsmagazins „brand eins„, das als Schwerpunkt: „Nein sagen“ hat, habe ich mir so meine eigenen Gedanken darüber gemacht, warum ich sowohl mit reinen Ja- Sagern (den positiv Denkern) als auch mit Nein Sagern (meine heißgehassten Bedenkenträger) so meine Schwierigkeiten habe, und warum ich nicht bei Fragen nach z.B. Projektterminen auf die Frage: „Schaffen wir das bis Zeitpunkt X“ mit Ja oder Nein antworte.

Es liegt daran, dass für mich viel zu häufig Fragen gestellt werden, die die Verantwortung abgeben, in dem ich den anderen zu einem klaren Nein oder Ja zwinge, wo das gar nicht angebracht ist, damit ich selbst später behaupten kann: „Aber du hattest doch Ja gesagt“. Das erlebe ich sowohl bei Projektleitern als auch bei Mitarbeitern, die sich wenig Gedanken über die Konsequenzen eines Ja oder Nein machen.

Auch, und da hat die brand eins sehr recht, ein grosser Teil der Protestbewegung und ebenso jene scheinbare Ignoranz der Situation im dritten Reich, oder auch bei aktuellen Krisen zeigt mir, dass es für viele sehr viel leichter scheint, das ganze einfach erst mal unreflektiert abzulehnen oder zu befürworten. Ein Nein gegen Atomkraft ist nur dann  ein sinnvolles Nein, wenn ICH mich auch über die Konsequenzen informiert habe. Gegen Atomkraft zu sein, aber dann zu protestieren, wenn neue Überlandleitungen gebaut werden müssen, um den Strom in Land zu kriegen oder neue Windräder aufgestellt werden bzw. neue Dämmverordnungen kommen. Tja, da war das nein wohl nicht so durchdacht.

Oder ein Ja oder Nein von einem untergebenen Mitarbeiter zur Erfüllbarkeit einer Aufgabe zu fordern, und sich dann zu wundern, wenn er entweder stehts mit einem Ja, aber antwortet oder das Ja zum Endetermin sich dann als nicht haltbar rausstellt. Beides sind Indizien für das Abgeben von Verantwortung für das Abgeben von Denkleistungen. Erst mal bin ich dagegen, weil mein Umfeld es ist. Oder ich sage ja oder nein, weil mein Chef das so wünscht. Wir alle sollten Verantwortung für unser eigenes Denken und Handeln  übernehmen.

Der Protest gegen Stuttgart 21 war für  mich so lange legitim, so lange der Volksentscheid nicht gelaufen war. Jetzt aber wird er zur Farce, weil mittlerweile die Mehrheit, und dazu hatten auch die S21 Gegner JA gesagt, FÜR den Bau gestimmt hat. Mag jeder immer noch dagegen sein. Den Bau jetzt noch mit denselben Mitteln wie vor dem Protest stoppen zu wollen, ist ebenso illegitim wie unehrlich.

Und ich werde auch weiterhin mein „Ja, wenn.. “ oder „Nein, aber..“ liefern. Weil ich es für wichtig und richtig halte, gegen oder für etwas zu sein. Aber stehts unter Einbeziehung aller Aspekte. Und dann ist sowohl die Antwort durchdacht, als auch legitimiert. Ich mag dann immer  noch falsch liegen, aber dann trage ich die Verantwortung für meinen Irrtum.

Ein Manager, der bei Aufwandsschätzungen nur „Ja, wir schaffen es“ oder „Nein, wir schaffen  es nicht“ akzeptiert, wird selten die Wahrheit über den Zustand seines Projektes hören. Sucht euch die ehrlichen, differenziert denkenden Menschen, wenn ihr ehrlich, differenziert durchdachte Antworten wollt.

Wenn ihr das hören wollt, was euch in den Kram passt, sucht euch Ja Sager, oder permanent dagegen Seiende.

Die Technophobiker liebe ich hier besonders. Statt sich mit etwas zu befassen, ist stehts alles „neumodisches Zeug“ , „Spielerei“ oder „etwas, man eh nicht braucht“. Richtig. Aber Strom, das Feuer oder das Fernsehen braucht man auch nicht. Trotzdem ist die grosse Mehrheit der Menschen froh, es zu haben.