Der Erfolg von Social Media ist der Misserfolg der Realität

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Auch Barcamps und deren wachsender Erfolg zeigen den Wandel hin zu Zusammenarbeit jenseits von Hierarchien

Immer wieder behaupten Gegner von Social Media, das sei ja nur ein Trend, eine Mode, das ginge wieder vorbei. Ich behaupte, Social Media wird gerade durch unseren Alltag zum Erfolge verdammt. Immer weniger Menschen können in Berufen arbeiten, die sie erfüllen, die sie in der alltäglichen Arbeit einen höheren Sinn sehen lassen. Unser Leben wird immer mehr durch Vorschriften, Regularien und Misswirtschaft einiger weniger eingeengt und überwacht.

Da ist Social Media quasi eine Art neuer Gegenbewegung, die es ermöglicht, jenseits von öffentlichen Vorgaben, Hierarchien oder Denkmustern sich auszutauschen, Ideen, neue Gedanken und Erfahrungen zu teilen. Nicht umsonst begann der wahre Hype um Social Media Plattformen wie Twitter oder Facebook stets mit Fehlentwicklungen in der „realen Welt“. Zensursula oder die Revolution in Ägypten sind hier nur einige Beispiele. Wo die öffentliche Diskussion sich in polemischen Allgemeinplätzen von Managern und Politikern erschöpft, wo sich der Mensch nur noch als verplanbare Humanressource oder als Last (Hartz IV Bittsteller) erlebt, da sucht er zwangsläufig nach einem Gegenmodell.

Und gerade die Vernetzung über soziale, institutionelle und Ländergrenzen hinweg lässt neue Wege entstehen, sich jenseits der Massenmedien mit ihren platten, oft politikfreundlichen oder inhaltsleeren Nachrichten auszutauschen, und der Erfolg alternativer Nachrichtendienste wie Huffingtonpost oder propublica zeigt, dass die Vernetzung in sozialen Medien keineswegs ein Trend sondern vielmehr Ausdruck eines Bedürfnisses nach Sinn, nach Austausch und offener, gleichberechtigter Diskussion ist.

Während im TV die immer gleichen Fratzen von Talkshow zu Talkshow wandern um ihre zuvor geplanten Phrasen zu dreschen ohne auch nur ein Jota auf den Moderator, das Thema oder die Disputanten einzugehen, bildet sich im Netz eine Gegenöffentlichkeit, die frei, offen und auch kontrovers Inhalte diskutiert und oftmals die „reale Öffentlichkeit“ damit zu Reaktionen beeinflußt.

Und während die Mehrheit der Unternehmen Social Media als Kommunikationskanal mit dem Kunden auf Augenhöhe immer noch ignoriert und plumpe Werbephrasen über ihr ach so tolles Produkt in die Welt hinausposaunt konterkarieren diverse Webplattformen und Social Media Aufregungswellen (Shitstorms sagt man ja nicht mehr) genau dies auf den dummen Konsumenten zielende Werbung und fordern einen Dialog auf Augenhöhe und echte Information, ethischere Unternehmen, menschenwürdige Produktionsbedingungen.

So lange die „Reale Welt“ weiterhin dem einzelnen gegenüber so ignorant ja manchmal gar verletzend agiert, so lange Politiker und Manager dem Profit mehr huldigen als dem Bürger, so lange wird Social Media wachsen und gedeihen. Also vermutlich auch die nächsten Jahrzehnte.