Interessante Fragestellung, die Frank Hamm da in seinem Blog aufgeworfen hat. Nun denn, will ich mal erklären, wie meine Sicht der Freundschaftsdinge so ist.
Ich unterscheide hier deutlich zwischen verschiedenen Netzwerken. Xing und Linkedin sind für mich ganz klar Businesskontaktnetzwerke. Dort vernetze ich mich mit Menschen, die ich auf Konferenzen, Tagungen, Workshops, aber auch durch Artikel oder Empfehlung kennengelernt habe, und mit denen mich ein gemeinsames berufliches Interesse verbindet.
Google+ ist quasi Austauschplattform für all die Themen, die mich beruflich oder in meinem minimalistischen Nebenberuf als Redner und Berater interessieren. Deshalb habe ich dort in meinen Kreisen viele, die ich auch in meinem beruflichen Netzwerk habe, führe dort aber auch andere Kreise für Familie und Freunde. Für mich stellt sich Google+ als ideale Plattform dar, um meine privaten und beruflichen Interessen zu vereinen. Und um ganz ehrlich zu sein, es ist einfach noch nicht so viel Werbemüll und so viel dummes Zeug unterwegs wie auf Facebook.
Facebook ist für mich mittlerweile der öffentliche Marktplatz. Ich bediene ihn zwar mit Postings, dieses aber weitestgehend automatisiert. Freundschaftsanfragen bei Facebook beantworte ich grundsätzlich nur, wenn ich die Person im Real Life kenne oder über andere Wege kennengelernt habe. Anonyme Freundschaftsanfragen darüber klappen nur in den allerseltensten Fällen, wenn die Person nachweislich viele Interessen mit mir teilt. Je länger ich bei Facebook angemeldet bin, um so mehr tendiere ich dazu, andere Vernetzungswege zu nutzen, die qualitativ deutlich fruchtbarer sind. Facebook ist hier leider auch in großem Maßstab zur Spamschleuder verkommen.
Twitter ist für mich der Nachrichtenstrom, den ich weniger nach der Bekanntheit der Person, als nach den Inhalten, die sie liefert zusammenstelle. Dort folge ich den Menschen, die wertvolle, humorvolle oder einfach nur gute Beiträge liefern.
Kriterien dafür, dass für mich aus einem „Friend“ ein Feind wird, sind aber auf allen Netzen gleich. Ein harter Verstoß gegen meine Werte, Beleidigungen, all das, was für mich auch im Alltag die Menschen auszeichnet, die ich wenn überhaupt zu meinen Feinden, aber nie zu meinen Freunden zählen würde, all diese Kriterien bedeuten auch in den sozialen Netzen einen Ausschluß aus meinen Kreisen.
Und ganz wichtig, ich lese alle Kontakte primär als „Friends“ im englischen Sinn. Es sind a priori keine engen Freunde. Enge Freunde habe ich auch in meinen Kontaktkreisen, aber deren Definition bezieht sich auf den Alltag, auf Gemeinsamkeiten jenseits von Facebook, Twitter, Google+.
Letztlich habe ich im Netz Bekannte, die durch andere, nicht aus dem Netz an sich resultierende Umstände zu Freunden werden können. Ganz wenige sind durch das Netz zu meinen Freunden geworden. Umso wertvoller finde ich diese. Nicht wahr, @digitalnaiv?