Warum klagen wir eigentlich so viel? Warum scheinen die Pessimisten immer wieder recht zu bekommen und alles „nur noch schlimmer“ zu werden. Das ist es, was ich mich gefragt habe, als ich vor kurzem bei zwei Buspassagieren mittleren Alters ungewollt mithören musste, wie sie sich über das immer schlimmer werdende Leben beklagten.
Dabei sahen beide weder unterernährt, noch krank, noch arm aus. Also eigentlich kein Grund zur Klage.
Wir tendieren dazu, Verantwortung abzugeben. Das dürfte eines der wichtigsten Elemente unserer Klagekultur sein. So lange ich mich beklagen kann, kann ich den Eindruck erwecken, durchschaut zu haben, wo die Probleme liegen aber signalisiere gleichzeitig, dass ich ja ohnmächtig bin und doch nichts verändern kann.
Auftritt soziale Medien. Dort gibt es Foren, direkten Austausch, Bewertungsplattformen, Liquid Feedback, Vernetzung. Alles böse Technik aber alles auch völlig neue Möglichkeiten, die eigene meist eh nur so empfundene Ohnmacht zu überwinden. Dennoch scheint mir die Mehrheit der Bevölkerung in einer Art Klagestarre zu verharren.
Vielleicht liegt das ganze ja gar nicht an den Möglichkeiten, sondern am mangelnden Willen zur Übernahme von Eigenverantwortung. Soll doch der Staat, die Schule, der Arbeitgeber, die Presse, die Politiker, die Medien was machen, damit es besser wird. Ich bin ja nur ein kleines Licht.
Komisch nur, dass viele Veränderungen eben von solchen „kleinen“ Lichtern ausgehen, die im entscheidenden Moment oder einfach nur, weil die Schmerzgrenze erreicht ist, beginnen Eigenverantwortung zu übernehmen. Und das kann im ganz kleinen anfangen. Öfter mal hinterfragen, öfter mal angeblich gegebene Wahrheiten oder esoterisches Halbwissen überprüfen, anstelle es einfach nur hinnehmen.
Selbst denken. Ja, das strengt an, aber wer etwas verändern will, muss sich auch ein wenig anzustrengen bereit sein. Und er wird auf Widerstände stossen. Denn das eigene Denkmodell, den eigenen Tellerrand zu verlassen strengt an. Aber nur so entsteht neues, in dem man nicht alles als gegeben hinnimmt und sich nicht irgendwelchen Vorgaben fügt, nur weil das nun mal so ist.
Und nein, ich nehme mich da gar nicht aus und ich finde es auch nicht schlimm, wenns mal nicht klappt. Aber wer den Weg zu gehen bereit ist, wird erfolgreicher sein, als derjenige, der nur klagend davor steht und mit dem Finger auf den gefährlichen Weg zeigt und andere bittet: „Mach das weg“.
Und wer sich im kritischen Denken üben will, es gibt einige Möglichkeiten. Sehr zu empfehlen zum Beispiel die Seiten der GWUP, der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften.
Und auch noch ein schöner Buchtipp: Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen