Wie viel von meiner Erkrankung unsere Kinder gemerkt haben, es lässt sich schwer sagen. Aber die Jahre vor meinem Zusammenbruch hat meine Frau, haben meine Kinder immer mehr um mich herum existiert. Ich war zwar Teil der Familie, aber auch wiederum nicht, war immer mit einer Art Schutzschild versehen. Den Schild hatte meine Frau errichtet, als Schutzwall, als Puffer zwischen dem Menschen, den sie zwar liebte, aber immer weniger verstand und unseren Kindern. Ich wurde weder körperlich noch psychisch aggressiv gegen meine Frau und die Kinder. Aber ich war gereizt, nicht da mit den Gedanken, schnell überfordert.
Es lief viel Familienleben völlig an mir vorbei, ohne dass ich mir dessen auch nur im Entferntesten bewußt gewesen wäre.
Auch was am Tag meines Suizidversuchs geschah, ging weitestgehend an mir vorbei. Deshalb bat ich meine Familie, sich hier zu Wort zu melden.
Den Anfang macht meine Tochter, die aus Ihrer Sicht beschreibt, wie sie »den Tag« erlebt hat.
Der Text ist weder korrigiert noch lektoriert, sondern gibt die echten Gedanken meiner Tochter wieder.
»Für meinen Vater.
Meine Erfahrungen zum Thema Depression
1. Tag des Vorfalls (Suizidversuchs)
Ich war in der ersten Woche der neuen Schule und alles war ok bis zu der Mittagsschule war alles normal und in der Mittagsschule hatten wir Flammkuchen geplant. Ich sollte eher zuschauen und bei kleineren Aufgaben helfen. Ich hatte gerade mit einer anderen Person Karotten gerieben und wollte nur kurz schauen, wie weit die anderen waren, doch wo ich mich umschaute, sah ich meine Mutter. Sie stand vor meiner Lehrerin und ich habe nur noch gehört, wie meine Mutter gefragt hatte: »Ist sie hiermit aus dem Unterricht entlassen?« In dem Moment fühlte ich mich schuldig und dachte: »Habe ich irgend etwas falsch gemacht?« Ich folgte meiner Mutter also nach draußen und in dem Forum meiner Schule stand dann auch mein kleiner Bruder. Er war erstaunt von der Schule und wo er uns sah, kam er auf uns zu. Wir waren alle drei still, bis wir zu einem kleinen Auto kamen. Unsere Mutter sagte das wir einsteigen sollten also stiegen wir ein. Mein Bruder und ich saßen hinten und unsere Mutter vorne, aber sie saß nicht auf dem Fahrersitz sondern auf dem Beifahrersitz. Auf dem Fahrersitz saß ein mir unbekannter Mann, der uns nach Hause fuhr. Zuhause angekommen waren auch schon unsere Oma und unser Opa da und saßen am Tisch. Uns wurde erzählt, dass unser Vater auf der Arbeit gestürzt sei, aber ich glaube es nicht.«
Ja, wahrscheinlich bediene ich damit jetzt ein Klischee. Aber ich hatte Tränen in den Augen, als ich den Text zum ersten Mal gelesen habe. Weil er gnadenlos ehrlich ist, weil ich gespürt habe, wie rational meine Tochter mit der Situation umging, wie aber andererseits eine junge Seele an dem zu zerbrechen drohte, was ich getan hatte, in dem Irrglauben, für meine Umfeld das final Richtige zu tun.
Meine Frau beschrieb mir bereits in der Klinik, am nächsten Morgen, was sie selbst in diesen Stunden durchlitten und wie sie die wohl schrecklichsten Stunden unserer Partnerschaft erlebt hat.
Kapitel 1: Vorwort und Kapitel 1: Sie sind entlassen
Kapitel 2: Was habe ich mir dabei nur gedacht?
Kapitel 3: Was ist mit Papa passiert?
Kapitel 4: Der Tag, an dem mein Mann beinahe starb
Kapitel 5: Von Null auf sechs Wochen in zu wenig Zeit
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