Die Reha ist zu Ende. Was nehme ich mit?

 

Sechs Wochen Reha. Sechs Wochen mit mir selbst beschäftigen. Neue Wege finden, alte Zöpfe abschneiden. Den unbegangenen Pfad wählen, der den ganzen Unterschied ausmacht.

Vieles war mir klar, einiges wurde mir klar. Ich habe meine Angst schon wieder zu sehr ignoriert und als erledigt betrachtet. Dabei wird sie mich mein Leben lang begleiten. Aber ich muss mein Denken ändern, will ich auch langfristig noch stabil bleiben.

Ich muss lernen, viel häufiger nein zu sagen. Oder zumindest mir Bedenkzeit erbitten. Vieles habe ich wieder akzeptiert, weil ich halt gemocht werden will. Dabei darf ich mir selbst zugestehen, Menschen auch nicht zu mögen oder von ihnen nicht gemocht zu werden.

Was dieses mal anders ist? Ich war zu nachlässig im Setzen MEINER Prioritäten.

Ich habe auf die Frage nach den zehn wichtigsten Menschen in meinem Leben mich selbst beständig vergessen.

Äußerlich habe ich mich verändert. 5 Kilo verloren und einen Bart wachsen lassen, der selbst Sibylle gefällt, die eigentlich Bärte so gar nicht mag.

Aber innen waren die Pfade immer noch die alten. Breit ausgetreten,  sicher aber auch perspektivlos und nicht meine Pfade.

Sechs Wochen sind genug. Jetzt muss die Realität mit mir auskommen.

Eine psychische Krankheit ist ernst zu nehmen. Sie kann das Leben behindern oder sogar verhindern. Dann lebt man nur eine Maske, eine Täuschung, bis man selbst vor lauter Masken verschwindet. Auch dieses Mal habe ich im Rückblick erkannt, wie viel meiner eigenen Wünsche und Ideale ich wieder geopfert habe.

Meine Familie litt unter meiner Panik, meine dauernde Ängstlichkeit hat alle in Panik versetzt. Das muss ein Ende haben, ihnen zu Liebe aber vor allem auch mir. Sonst werde ich wieder abrutschen, wieder die Angst mich überwältigen.

Aber ich bin schon weiter als in den ersten drei Kliniken zusammen. Oder wie meine Therapeutin so begeistert formulierte: Sie sind so wunderbar reflektiert, kennen ihre Krankheiten und können selbstkritisch die eigene Situation betrachten.  Ja, mit dem Verstand schon, solange aber das Herz nicht folgt, wird es nie nachhaltig werden.

Also Herz an die Hand nehmen und den Weg zeigen. Ich zitiere hier mal Robert Frost:

The Road Not Taken

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;
Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

 

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.