5 Wochen Reha, ein Lagebericht

Nicht nur der Bart ist neu

Ja, ich bin in Reha und da verwundert es schon, dass ich jetzt, nach mittlerweile vier Wochen mich mit einem Lagebericht melde. Aber da hier zum ersten Mal auch meine Therapeutin die heilsame Wirkung des Schreibens für mich entdeckt hat, und sie auch nicht unter einer neurotischen Internet-Allergie leidet, wurde mir dazu geraten, auch schriftlich zu reflektieren und das im Medium meiner Wahl. Wo meine erste Therapeutin gleich Internetsucht vermutete, hat meine jetzige glasklar die heilende Wirkung des sich mit etwas intensiv Beschäftigens erkannt.

Zunächst, es hat sich so einiges getan. Ich habe erkannt, dass alte Angewohnheiten sich wieder eingeschlichen haben. Ich habe im letzten Jahr wieder gerade beruflich zu selten nein gesagt. Die Betreuung von Auszubildenden, die mir angeboten wurde, ist nicht das, was ich für gute Betreuung halte sondern ein Wust von Formalismen und starren Rahmenbedingungen. Also… Gestrichen.

Ich wollte schone wieder viel zu perfekt sein, alles selbst erledigen. Gestrichen.

Die Balance von Arbeit und Familie ist viel zu sehr in Richtung Beruf gekippt, also umbauen.

 

Ich habe tatsächlich das Wandern für mich entdeckt, vielleicht auch, weil ich endlich wieder mehr nach mir schauen sollte. Und weil das auch der Familie zugutekommt.

Meine Therapeutin hält mich für sehr selbstreflektierend, klug und sensibel. Gut, aber hat mir leider gar nicht gegen eine Rückkehr meiner Angst und der schweren Depression geholfen. Die muss ich jetzt in nun noch zwei Wochen Reha eindämmen.

Man hat nämlich aus den fünf Wochen Reha sechs gemacht, was einerseits gut ist, um das gewonnene, wiedergefundene zu stabilisieren, aber andererseits zerfrisst mich langsam das Heimweh. Sibylle hat mich wegen der Verlängerung am Samstag ein zweites Mal besucht, aber dennoch, es reicht nach sechs Wochen, ich muss das gelernte auch im Alltag üben.

Körperlich fühle ich mich immerhin jetzt schon fitter als seit Jahren, jetzt muss nur noch mein mentales Nein zu zuviel, zu falsch, zu ungesund auch im heimischen (Berufs-)umfeld funktionieren. Und auch bei dieser Rückkehr darf eine Ärztin nicht mehr mitreden.

Was aber schon jetzt eine gute Nachricht ist. Der Manager, der damals 2003 die beinahe tödliche Lawine losgetreten hat, ist nicht mehr da. Kein Verlust, aber auch kein Trigger mehr.

So fügt sich eins ins andere und ich werde gestärkt aus der Reha hervorgehen. Und bei allen Erkenntnissen heißt es, dran denken, üben und falls ich wieder fallen sollte, aufstehen, Krönchen richten, weiter machen. Weil es für mich und meine Familie ist. Alle anderen. Na, ihr wisst schon.

Oh, und Wiesengymnastik mit übermotivierten Dauergrinsern. Ne, nicht meins. Aber hey, ich soll ja für mich sorgen und Grenzen setzen.