keine #rasterpsychotherapie Herr Spahn

Zuerst entdeckte ich das Thema über eine Twittersturm unter dem Hashtag #rasterpsychtherapie bei Twitter. Damals teilte ich, ohne mir zunächst über die Tragweite dieser irren Idee klar zu sein. Man wollte sehr kurzfristig folgenden Passus ins Sozialgesetzbuch (§ 92 SGB V) mogeln: „Der Gemeinsame Bundesausschuss prüft bis zum 31. Dezember 2022 unter Berücksichtigung der Versorgung nach Absatz 6b, wie die Versorgung von psychisch kranken Versicherten bedarfsgerecht und schweregradorientiert sichergestellt werden kann“.

Klingt harmlos, würde aber heißen, dass es für bestimmte Krankheitsbilder nur noch ein bestimmtes Kontingent an Therapiestunden gäbe. „Sie haben eine Angststörung? Okay, 20 Stunden, dann sind sie gesund. Eine Depression? Da reichen auf jeden Fall 40 Stunden.“

Klingt deshalb dämlich, weil es das ist. Psychische  Erkrankungen sind wie Erkrankungen generell sehr individuell. Gibt es für eine Krebserkrankung ein festes Behandlungskontingent? Nein, weil es nicht pauschal nach N Chemotherapien einfach vorbei ist.

Gleiches gilt für psychische Erkrankungen. Aber natürlich wird zunächst behauptet, dass die Psychotherapeut*innen selbst an den langen Wartezeiten schuld seien, es gäbe ja genug Therapeuten. Ja, aber zu wenig Kassenzulassungen. Weil es wieder mal nicht um den Patienten sondern ums Geld geht, weil man Menschen in Raster zwingen will und Therapeut*innen ja alle zum Spass zu lange behandeln.

Hätte man mir nicht die Zeit zugesprochen, die ich brauchte, um meine Ängste und die Depression einigermaßen in den Griff zu bekommen, ich bin nicht sicher, ob ich heute noch am Leben wäre.

Als ich erfahren habe, dass der Twittersturm einen Aufschub um etwa eine Woche erwirkt hatte, habe ich natürlich gleich beim Bundestag eine Petition eingereicht. Die dauert aber alleine bis zur Freischaltung im Schnitt 3 Wochen. Zu spät für eine große Öffentlichkeit. Deshalb entstand die zweite Petition bei change.org. Damit wir schnell laut werden können, damit wir schnell viele erreichen und so ein Zeichen setzen.

Herr Spahn, ich bin mal ganz deutlich: Das gefährdet Menschenleben und hilft nur den Krankenkassen beim Geld sparen. Aber vielleicht geht es ja auch genau wieder mal nur darum. Um die Ökonomisierung der Gesundheit auf Kosten der Patient*innen

So nicht Herr Spahn. Über 50000 Menschen haben meine Petition unterzeichnet und sagen NEIN, keine #rasterpsychotherapie.

Und Spoiler Alert. Wir werden auch die 100.000 schaffen.

Die Frage ist: Haben Sie den Mut, sich mir/uns zu stellen und die Unterschriften entgegenzunehmen? Und noch wichtiger, sind sie bereit für ein Gespräch mit Therapeut*innen, Patient*innen und Angehörigen sowie wirklichen Experten, um das gemeinsam zu erarbeiten, was zum Wohle der Patient*innen ist?

Ich bin bereit, wir sind bereit. Sie auch, Herr Spahn?

Bis dahin, streut die Petition, helft, sie bekannt zu machen und in die Medien zu heben.

Danke für die Unterstützung, die mittlerweile mit Kurt Krömer und Nora Tschirner auch sehr prominente Unterzeichner*innen hat. Aber wir müssen noch lauter werden. Und wir werden das schaffen.

 

Die Petition zum unterzeichnen. Streut sie, erzählt euren Freund*innen davon, den Medien, euren Lokalpolitikern.

Keine Rasterpsychotherapie Herr Spahn