mein 2016, zurück im Leben und neue Wege

Disclaimer: Wer sich hier erkannt fühlt und nicht namentlich genannt wurde ist, wie bei allen meinen Postings, sei es hier oder in Social Media NICHT GEMEINT. Weitere Post brauche ich wirklich nicht.

2016. Das Jahr eins nach meinem Suizidversuch. Und schon zu Beginn ein holpriger Start. Zu schnell wollte ich wieder zu perfekt sein. Das endete erst mal wieder in der Tagesklinik. Danach ein 12 wöchiger Neustart, der mich endlich wieder zurück in einen „normalen“ Arbeitsprozess brachte, zumindest was meinen Hauptberuf angeht. Daneben letzte Arbeiten an meinem ersten in einem klassischen Verlag erscheinenden Buch. Bastei Lübbe wurde für mich in diesem Jahr endgültig zu meiner literarischen Heimat, auch dank toller Menschen, die mich in der Entstehung des Buches unterstützten. Danke Cindy Witt, danke Angela Kuepper, danke auch Ragna Sieckmann und Tina Pfeifer, die sich um Autor wie Buch wirklich toll gekümmert haben. Weder wurde irgendwie kritisiert, dass die Erzählung von geplanten 250 Seiten auf notwendige 430 Seiten anwuchs, noch wurde der Inhalt wesentlich verändert, der zu 100% aus meiner Feder stammt. Und das Lob von dir liebe Angela sowohl über Projekt als auch Inhalt. Es haut mich noch heute von den Socken, wenn ich die EMail mal wieder hervorkrame.  Und damit hat sich meine Berufsbezeichnung speziell in den Online Medien geändert. Ich bin jetzt Autor und weitere Bücher sind bereits in Planung bzw. im Entstehen.

Und dann war da auch noch die 37° Reportage „Viel mehr als Traurigkeit“, geplant und organisiert von Wibke Kämpfer. Das Team war sehr einfühlsam, die Drehs so authentisch wie möglich und das Endergebnis spricht glaube ich für sich. Ja, ich weiß, eigentlich war das ganze zu kurz, aber so ist nun mal das Format von 37° und mir war insbesondere wichtig, dass das Thema Depression im öffentlichen Fokus bleibt, damit endlich die Stigmatisierung psychisch Kranker endet. Auch hier waren die Reaktionen überwältigend positiv, wenig Kritik viel Dank für die offene Kommunikation und für mich Bestätigung, dass ich mit meiner Strategie richtig liege.

Auch die re:publica 2016 war für mich etwas ganz besonderes. Meine erste re:publica mit eigener Session und dann noch gemeinsam mit Kati Krause über mein Herzensthema: Social Media und Depression. Nicht nur dort, auf der re:publica war der Zuspruch phänomenal. Die Medien wurden aufmerksam.

Elektrischer Reporter, bayrisches Fernsehen, Südwestpresse, Huffington Post Deutschland, die Liste verlängert sich im Moment täglich. Man war besorgt, ob ich diese Öffentlichkeit verkrafte, ob das alles nicht zu viel für mich sei. Nein Leute, im Gegenteil, es ist für mich ein Quell neuer Motivation, mich weiter mit meiner Krankheit auseinanderzusetzen und anderen Menschen aus dem Versteck zu helfen und die Angst vor der Krankheit und der Behandlung selbiger zu nehmen.

Die Buchmesse 2016 war für mich die erste, die ich nicht nur als Autor sondern auch als Fachbesucher besuchte. Gespräche mit meinen Verlagsansprechpartnern, neue Menschen, die mich, ein völlig neues Gefühl, erkannten und sich fast wie Fans benahmen. Es baute ungemein auf und stärkte mich in einer Phase, in der ich noch sehr verletzlich und unsicher war. Zu Beginn war ich Autor laut meiner Visitenkarte. Am Ende fühlte ich mich auch wie ein solcher. Danke allen, die sich dort mit mir getroffen und ausgetauscht haben. Besonders auch Firas Alshater, ein Mensch, den ich bewundere und dessen Buch ich nur jedem ans Herz legen kann, der einen Blick in eine syrische Seele werfen will, erfahren will, was Menschen wirklich in Syrien erleiden und wie es sich anfühlt, als Flüchtling nach Deutschland zu kommen, dem Königreich des Papierkriegs. Danke Firas, dass du für mich Zeit hattest, danke für dein Buch, danke, dass ich dich kenne. Und danke Jan. Was du mit Firas zusammen auf die Beine gestellt hast und stellst, ist einfach großartig!

Das Barcamp Glück von Lotto BW war ein weiterer spannender Event. Klein aber fein, Gelegenheit, neue Menschen mit ihren Geschichten kennenzulernen, meine Geschichte zu erzählen und erneut in den Austausch zu gehen, zu reflektieren und dem Thema des Barcamps geschuldet auch zu lernen, wie viel Glück ich auch im Unglücksjahr 2015 hatte.

Anfang November dann der von mir schon erwartete Rückfall, kurz, voller Missverständnisse und in seinen Auswirkungen auf mein Umfeld von mir so nicht erwartet. Nicht jede Reaktion war schön, nicht alles kann ich rückblickend verstehen, aber ich habe gelernt, ich muss auch nicht alles verstehen. Ich muss lernen, damit umzugehen, andere Sichtweisen oder Interpretationen zu akzeptieren. Aber ich muss sie mir eben auch nicht mehr zu eigen machen. Zwar gab es Kommunikation, insbesondere mit meiner Frau, die ich bis heute nicht akzeptieren kann. Aber hey, warum aufregen, es gibt wichtigeres.

Dieser Knüppel im Weg meiner Heilung war aber nicht lange ein Hindernis. Schulen und Schüler warteten und warten auf Aufklärung, darauf, meine Geschichte zu hören. Schwäbisch Hall, Heilbronn, Winnenden und Ellwangen im neuen Jahr sind nur einige. Ich bin allen bislang besuchten Schulen und Schülern für ihr Interesse und für die wirklich sehr intelligenten und teils schweren Fragen sehr dankbar. Und ich werde meine Geschichte weiter erzählen, in der Hoffnung, dass sie weiterhin das bewirkt, was schon in der Zeit der Tweets #ausderklapse passierte. Menschen, die sich wegen meiner Initiative mehr um sich selbst kümmern, Menschen, die zur Sicherheit einen Therapeuten aufsuchen, Menschen, die anderen betroffenen Menschen zur Seite stehen.

All jenen, die aus meinem Beispiel etwas für sich herausgeholt haben sage ich danke. All jenen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen sei es beruflich oder privat als Freund oder Angehöriger beistehen sage ich erst recht DANKE. Ihr tut etwas ungeheuer wertvolles und es kann durchaus sein, dass ihr im wahrsten Sinne des Wortes ein Leben rettet.

Mein allergrößter und nicht wirklich vollumfänglich ausdrückbarer Dank gilt aber meiner wundervollen Frau Sibylle, die mir die ganze Zeit zur Seite stand, die unglaubliches geleistet hat in der Zeit, die für mich die schlimmste meines Lebens war und die mir dort wieder herausgeholfen hat.

Am 13. Januar 2017 endlich auch physisch im Buchhandel verfügbar, ich hoffe auf viele Leser und viel Feedback

Und danke meinen drei wundervollen Kindern. Euer Zusammenhalt, eure spürbare Liebe zu mir, auch als ich eben nicht der Vater war, der ich sein wollte, das alles kann ich euch gar nicht hoch genug anrechnen. Ihr seid wundervolle, starke, mutige, kluge, empfindsame und besondere Menschen. Bleibt so. Es gibt viel zu wenige von dieser Art.

2017 wird für mich das unglaublichste Jahr überhaupt. Weitere TV Auftritte, am 13. Januar 2017 erscheint endlich mein Buch „Depression abzugeben“. Weitere Artikel, Aktionen, vielleicht sogar Lesungen. Wer weiß, was noch alles kommt. Nur eins weiß ich. Ich werde weiter laut, aktiv, ein Lobbyist sein für all jene, die sich noch nicht offen zu ihrer psychischen Krankheit zu bekennen wagen.

Mein Brot- und Butterberuf soll wieder normal laufen, aber ebenso bleibe ich Autor, Blogger und „Aufklärer“ über Depression, psychische Krankheiten und Suizidprävention und werde auch 2017 den Blog mit Blick auf diese Themen weiterführen. Und wer weiß, vielleicht gibt es dann neue Perspektiven für den Autor Uwe Hauck und seine Buchprojekte. 2016 war für mich trotz all der Dramen, der traurigen Verluste und des zukünftigen Horrorpräsidenten der USA ein aufwühlendes, spannendes, neue Wege ebnendes Jahr. 2017 darf kommen, aber bitte mit weniger Drama und mehr guten Wendungen.

Euch allen wünsche ich ein wundervolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2017. Ich genieße die Vorweihnachtszeit zum ersten Mal seit Jahren wieder wirklich. Wir lesen uns 2017. Dank euch allen, die ihr mir zur Seite standet, sei es virtuell oder real. Ihr habt mir mehr geholfen, als ihr euch vorstellen könnt.