Ode an meine Depression

Ich hasse dich.

Ja, ich hasse dich, auch wenn du ein Teil von mir bist.

Du hast meine Seele vernarbt, mein Leben geprägt, meinen Weg geändert.

Du hast mich ängstlich gemacht und empfindsam, traurig und wütend, krank und lebensmüde.

Lange habe ich dich versteckt, hab so getan, als gäbe es dich nicht.

Das Lager voller Masken, der Lächelnde, der Glückliche, der Performer.

Die echten Gesichter der Trauer und des Lebensunmuts habe ich fein säuberlich versteckt.

Du hast mich beinahe über die Kante geschubst, ins letzte Tal gestossen, unter die Erde gebracht.

Jetzt, jetzt beginne ich.

Gegen dich zu kämpfen, Verträge zu schließen, Nicht-Angriffspakte, Friedenserklärungen.

Ich weiß, dass du immer bei mir wohnen wirst, immer ein Teil von mir, immer ein drohendes Damoklesschwert aus Angst, Panik und unendlicher Trauer.

Ich möchte dich beschimpfen für alles, was du mir angetan hast, was du denen angetan hast, die mich begleiteten, die mich begleiten.

Aber ich bin auf eine perfide Art dankbar.

Dankbar für das sensibler sein, das kreativer sein dank dir.

Doch um eins bitte ich dich, lass mich am Leben. Nicht einen Tag, nicht eine Woche, ein Leben. Mein Leben. Unser Leben.

Dann lasse ich dir einen Platz in meiner Seele, für einen Tag, für eine Woche, für ein Leben.

Für mein Leben, unser Leben.