Ich will gar nicht offline sein, oder, die Angst der anderen vor Veränderung

Was hört man heute (noch) sehr oft? Na, ich komme ohne das aus. Klar, aber warum?

Gefunden in der ZEIT: „Der falsche Traum vom  offline sein„. Treffender Artikel, denn ich denke, wer heutzutage noch ernsthaft behauptet, es wäre ein Gewinn, offline zu sein, der hat nicht wirklich gelernt, mit dem Medium „Online“ umzugehen. Auch ich bin nicht permanent online, aber meine Geräte sind es. Es geht darum, auch bereit zu sein, eine neue Kulturtechnik zu erlernen, sich sowohl mit dem negativen ALS AUCH mit dem positiven der neuen Technologie auseinanderzusetzen. Der Buchdruck, der Webstuhl, Das Auto, der Fernseher. Alles Technologien, die eine zuvor bedeutsame Technologie ablösten und von vielen verdammt wurden, die sich damit brüsteten, darauf verzichten zu können. Im Rückblick aber erscheint bei vielen Protesten heute albern, was damals als Begründung herangezogen wurde.

Für mich liegt der eigentliche Grund von vielen, Aussagen wie: „Ich brauche dieses ganze neumodische Zeug nicht“ oder „ist doch alles nur Spielerei“ darin, dass man durch die Distanzierung und das Abwerten des neuen in eine scheinbare Position der Stärke gerät. „Seht mich an, ich bin so gut, ich brauche dieses Online sein nicht“.

Doch spätestens, wenn die Generation, die das Medium als gegeben angenommen hat, zum Meinungsbildner wird, wirkt die gesamte Ablehnung meist nur noch peinlich oder gar lächerlich. Ich erinnere mich gut an die vielen Freunde aus meinem Umfeld, die mich für mein Mobiltelefon belächelten und mir klar machen wollten, dass diese Spielerei doch völlig überflüssig wäre. Die gleichen sind es aber, die man heute wenn überhaupt nur noch über ihr Smartphone (ja, nicht Mobiltelefon, sogar eine noch größere Spielerei) erreichen kann.

Jede neue Technologie muss sich so lange rechtfertigen, bis sie als normal empfunden wird. Dabei täte uns allen etwas mehr Offenheit neuem gegenüber sehr gut. Sonst hängen uns bald jene ab, die keine so großen Probleme mit Veränderung haben.

Und eins muß uns allen klar sein. Veränderung ist Teil des Lebens, aber sie wird in Zukunft häufiger und unausweichlicher kommen.

Und im übrigen, was ist daran so überraschend, wenn sich im Gehirn durch häufigeres Online sein etwas verändert. Ich würde wetten, dass hat es auch getan, als man zum ersten Mal mit schnellen Autos fahren konnte, ein bewegtes Bild in Farbe im Fernsehen sehen konnte, die erste  Dampfmaschine genutzt werden und damit Arbeitsabläufe verändert werden konnten. So überraschend das für manchen Wissenschaftler sein mag. Der Mensch ist anpassungsfähig. Und nur weil sich etwas verändert, muss das nicht schlechter sein. Das wäre mit Verlaub auch wenig sinnführend, sich hier nicht anzupassen. Denn wir lernen ja schließlich von der Evolution: „Survival of the fittest“ heißt nicht, „überleben des Stärkeren“ sondern des „best  ANGEPASSTEN!“