Es ist Blogwichteltag, auch mir hat ein lieber Wichtel was gebracht

Mein Wichtel sandte mir folgenden schönen Text:

K. machte sich auf den morgendlichen Weg zu seinem Büro. Als er nachlässig seinen Finger in die Mulde der Bioerkennung legte, begrüßte ihn eine sanfte, weibliche Stimme mit den Worten: „Guten Morgen, Herr K.! Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen! Ihr Puls ist heute etwas höher als gestern.“ und die Glastür gab den
Weg in einen strahlend weißen Flur frei, der ins Innere des Gebäudes führte. An den Wänden baute sich plötzlich eine Tropenlandschaft auf, die Herr K. als Motiv bevorzugte, und ein leises Plätschern und
Vogelgezwitscher begleitete seinen Weg. Zwischen den Blättern erschienen wie ein schwarzes Band die heutigen Börsenkurse und die Zahlen seines  Unternehmens. Herr K. fühlte sich wohl. Er würde in der heutigen Sitzung nur Angenehmes berichten können, und er freute sich schon auf die anerkennenden Worte seines Chefs
wie auf einen warmen Sonnenstrahl.

Als er die weiße Tür zu seinem Büro öffnete, traute er seinen Augen kaum. Sein Schreibtisch war von einer Roten, überquellenden Masse besetzt, die sich amorph an seinem Tablet-PC rieb. Aus einem Gesicht mit roten Bäckchen blitzten ihm zwei blaue Äuglein entgegen, und aus dem furchtbaren, weißumbarteten Höllenschlund dieses Lebewesens gurgelte ihm ein „Ho! Ho! Ho!!“ entgegen. Herr K. zögerte einen kurzen Moment – vielleicht hatte er sich auch in der Tür geirrt? Nein, er war richtig. Hinter dem Fenster zeichnete sich die altbekannte Kulisse des Büroturms ab, die er Tag für Tag vor Augen hatte, wenn er ziellos aus seinem Fenster blickte. Was tun? Fliehen?

Er fühlte sich, wie durch ein Wunder, wieder in seine Kindheit zurückversetzt. Das war ja, ja, – ihm fehlten die Worte. Er musste in einer defekten Zeitmaschine gefangen sein, die ihn statt nach vorne in eine glänzende Zukunft in seine dunkelste Vergangenheit zurückkatapultiert hatte. Damals hatte er noch an Männer in
roten Mänteln, mit weißen Bärten und lustigen Zipfelmützen geglaubt. Voller Vorfreude hatte er sich auf jenen Moment gefreut, in dem ein silberhelles Glöckchen das Verschwinden des Christkinds andeutete und
er endlich das weihnachtlich erhellte Wohnzimmer betreten durfte. Da fühlte er einen sanften Druck auf seinem Arm…“Vergiss es nicht, das Kind! Und wenn du geistig noch so weit in der Zukunft herumdüst…“

Irgendein Geräusch riss ihn aus seiner Versunkenheit. „Herr K., Biokonferenz! Wo bleiben Sie denn?“ Er war eingeschlafen, und morgen war doch schon Weihnachten, was für ihn jedes Jahr nur die Jagd nach
außergewöhnlichen Geschenken bedeutet hatte. Dieses Mal würde er alles anders machen…

„Herr Ka-aaaa!!!“