Das Ende des gold(igen)Bären, wenn unmenschliches Management Firmen ruiniert

Die Zeit titelt in ihrer aktuellen Ausgabe „Haribo: Der böse Bär“ und meint damit das diktatorisch unmenschliche Verhalten des 88-jährigen Seniorchef Johannes Peter Riegel.

Ich werde nicht weiter auf diese Firma eingehen, da solche Manager die Angewohnheit haben, unliebsame Wahrheiten mit einer Flut an Klagen zu überziehen. Aber was ich zu lesen bekommen habe ist offensichtlich symptomatisch für einen überkommenen, veralteten aber scheinbar in der deutschen Wirtschaft noch verbreiteten Führungsstil, der zwischen Gutsherrenart und Wirtschaftsdiktatur schwankt. Und er die Menschen zerstört. Wir wundern uns gerade alle über die immer weiter steigende Zahl von psychischen Erkrankungen in Unternehmen, über die hohe Zahl von Burnouts. Nun, geisteskrankes Management erzeugt am Geist krankende Mitarbeiter. Wer unter der Knute der Angst arbeitet, arbeitet zwar folgsam, aber nicht gut. Die innere Kündigung dürfte in solchen Unternehmen extrem hoch sein.

Was ist aber schuld daran? Wieder muss ich einen Gutteil auch der Erziehung zusprechen. Längst erziehen wir nicht mehr zu sozialem Verhalten, sondern zum Fokus auf Karriere und Erfolg. Da hat der karrieregeile BWL Student oft halt leider keine Zeit, sich auch noch über seine Mitmenschen, geschweige denn seine Untergebenen (oder sollte ich sagen Lohnsklaven) Gedanken zu machen. Wer nur auf Wachstum und Gewinnmaximierung fixiert ist, verliert extrem schnell die sozialen Aspekte aus den Augen.

Lange schon sage ich, dass wir mit einer rein auf Wachstum fokussierten Wirtschaft in die Irre laufen. Und das hat nichts mit kommunistischen Anwandlungen zu tun. Es ist einfach so, dass nichts, aber auch gar nichts grenzenlos wachsen kann. In der Natur wächst im Jäger Beute Schema auch stets eine Population auf Kosten der anderen so lange, bis die Balance kippt und die andere Population die Oberhand gewinnt. Und das heutige Wirtschaftssystem unterscheidet sich hier keineswegs. Man denkt ja immer, ein intelligentes Lebewesen wie der Mensch würde diese Mechanismen begreifen und hier für eine Balance sorgen, aber da steht offensichtlich oft die eigene Gier, mangelnde Weitsicht oder im einen oder anderen Fall schlichte Dummheit im Weg.

Wenn hier ein alter Mann nach Gutsherrenart herrscht und damit den Untergang eines Familienkonzerns mit in Kauf nimmt, gut, es mag seine Sache sein. Dass darunter aber die Belegschaft leidet, dass dadurch Mitarbeiter Burn Out und psychische Erkrankungen erleiden, das ist nicht mehr hinzunehmen.

Vielleicht sollten wir uns auch mal Gedanken machen, für eklatantes Missmanagement auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeiter im Strafgesetzbuch eigene Paragraphen einzuziehen. Warum nicht „Körperverletzung aus wirtschaftlicher Gier?“

Mein Arbeitgeber achtet sehr auf die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Warum? Reine Selbstlosigkeit anzunehmen wäre zwar sozialromantisch aber da denke ich, wäre es unprofessionell, nicht auch die wirtschaftliche Komponente mit zu betrachten. Ich habe bereits früher darüber geschrieben, dass die ethische Komponente durchaus in der Zukunft bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber eine Rolle spielen wird. Und da haben manche eben die Zeichen der Zeit erkannt, (sind quasi ausgefuchst 😉 ) Andere erweisen sich eher einen Bärendienst.

Gott sei Dank sind unsere Kinder nicht markengeil, haben begriffen, wie dumm es ist, auf ein Label, eine Marke zu achten, ohne über andere Faktoren nachzudenken. Wir haben noch genau eine Tüte im Küchenschrank, in der der Bär goldig ist. Danach wechseln wir. Und mit Sicherheit fliegt auch der nächste ganz schnell raus, sollte auch dort Macht, Gier und Dummheit die Mitarbeiter ausbeuten. Und wenns gar nicht anders geht, dann verzichten wir halt.

Denn eins sollten die Unternehmen heute wissen. Dank sozialer Medien verbreitet sich solch ein Fehlverhalten und die Information darüber extrem schnell im Netz. So wie der Bericht der ZEIT, das hoffe ich zumindest. Denn wir haben heute mehr Macht denn je als Verbraucher. Und wir beginnen sie Gott sei Dank endlich zu nutzen, statt uns mit dem scheinheiligen Argument des „Was kann ich denn da ändern“ aus der Verantwortung zu ziehen. Und wenns nichts hilft. Schon andere Kampagnen haben unethisches Verhalten abgestraft. Ihr werdet euch noch wünschen, wir Konsumenten hätten mit dem Nachfragen nie begonnen.