Die Zukunft der Arbeit, alles ist Job?

Die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ titelt: Bloß nicht sitzen bleiben, und meint damit ein Experiment einer schwäbischen Firma, in der im Kreativbereich die Mitarbeiter keine festen Arbeitsplätze mehr haben, sondern lediglich einen Rollboy, und sich den Arbeitsplatz aussuchen, der gerade frei ist und ihren Arbeitsanfordernissen am ehesten genügt.
Parallel titelt die Computerwoche: Mitarbeitersuche nicht am Puls der Zeit. Schöne Träume, mochte man fast ausrufen, aber die Realität sieht doch anders aus. Da kommt mir doch gleich ein „Ja, aber“ über die Lippen. Wenn ich mir ansehe, wie viele Menschen mittlerweile im Dienstleistungssektor arbeiten, wie oft die Tätigkeiten in einem Büro an einem Schreibtisch stattfinden, dann drängt sich mir schon die Frage auf. Muss das alles immer verbunden sein mit einer festen Arbeitszeit und einem festen Arbeitsort? Im privaten sind wir doch längst, dank Smartphone und Computer mobiler denn je. Ich bin, wenn ich das will jederzeit und überall mit dem Internet verbunden, ich kann meine Kontakte online pflegen.

Und ganz ehrlich, gerade ich als Softwareentwickler bin dank Notebook und mobilem Internet eigentlich nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden, um Software zu entwickeln. Natürlich wird so etwas nicht schnell geschehen und wir werden uns neue gesellschaftliche Regeln definieren müssen, um nicht ständig nur noch für die Arbeit zu leben. Aber ich finde, eine Verschmelzung von Privat und Beruf kann auch vorteilhaft sein. Ich kann arbeiten, wann ich Zeit dafür habe, wichtiger wird letztlich das Ergebnis sein. Hierarchien werden weniger wichtig werden, wenn mein „Chef“ mich nicht mehr im Büro sieht, sondern die Arbeitsergebnisse als das, was meine Arbeit ausmacht.

Und wir werden, wenn wir es richtig machen, auch wieder mehr Zeit für Privates haben? Wie ich darauf komme? Nun, wenn ich selbstbestimmter arbeiten kann, kann ich auch selbstbestimmter meine Freizeit planen. Natürlich braucht es dazu die Disziplin, Nein zu sagen, wenn zu viel Arbeitsanforderungen kommen. Aber das hat nichts mit der geregelten oder ungeregelten, der gleitenden oder der Vertrauensarbeitszeit zu tun. Das ist eine Frage der Selbstdisziplin.

Und ich bin immer noch der Meinung: Wer behauptet, er trenne klar zwischen Beruf und Privatleben, der hat eines noch nicht erkannt: Ich bin nur eine Person, ich kann nicht in der Freizeit meinen Beruf komplett verdrängen und ebensowenig im Beruf nur noch funktionierender Arbeitnehmer sein. Neue Arbeitsmodelle sind gefragt. Und vielleicht bringen neue Modelle auch die von so vielen erwartete Entschleunigung.
Wir dürfen uns neuen Arbeitskonzepten nicht verschliessen, wir sollten uns aktiv beteiligen. Damit auch die Ideen der Arbeitnehmer einfließen und wir letztlich alle zufriedener im Beruf und im Privatleben sind.